Benutzer:3mnaPashkan/Jozef Tiso
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Jozef Gašpar Tiso (Aussprache: Josef Tisso, * 13. Oktober 1887 in Nagybiccse, Österreich-Ungarn, heute Teil von Bytča, Slowakei; † 18. April 1947 in Bratislava, Tschechoslowakei) war ein römisch-katholischer Priester und Theologe sowie tschechoslowakischer und slowakischer Politiker und Theoretiker der Ludaken. Als deren Parteichef, Ministerpräsident und Staatspräsident des Slowakischen Staates kollaborierte er von 1939 bis 1945 mit NS-Deutschland.
Aus einer slowakischen Familie der unteren Mittelschicht stammend, wurde Tiso als außerordentlich guter Schüler 1906 von der Nitraer Diözese zum Theologiestudium an das Pazmaneum in Wien entsandt, wo er 1910 noch minderjährig dank eines Dispens die Priesterweihe und 1911 den Doktortitel erlangte. Von 1913 an wirkte Tiso als Pfarrer der Kirche in Bánovce nad Bebravou, wo er auch als Inhaber diverser hoher politischer Ämter noch den sonntäglichen Gottesdienst abhielt.
Im Jahr 1920 trat Tiso den klerikal-nationalistischen Ludaken Andrej Hlinkas bei, war für sie von 1927 bis 1929 tschechoslowakischer Gesundheits- und Sportminister und prägte als Theoretiker entscheidend deren Parteiprogramm mit. Innerhalb der Partei etablierte er sich außerdem als Führungsfigur des konservativen Parteiflügels.
Nach dem Tod Hlinkas war Tiso im Oktober 1938 führend an der Ausrufung der slowakischen Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei beteiligt und wurde slowakischer Ministerpräsident. Als solcher setzte er bis Dezember 1938 eine Einparteiendiktatur durch. Als Vorbilder seines Regimes galten ihm die an ständestaatlichen, katholischen und nationalistischen Ideen orientierten Diktaturen in Salazars Portugal und Dollfuß' Österreich. Nach der Etablierung des Führerprinzips und der damit einhergehenden Entmachtung des radikalen faschistophilen Parteiflügels unter Ministerpräsident Vojtech Tuka, führte Tiso ab 1942 den Titel „Führer und Präsident“ (Vodca a prezident) und errichtete eine Präsidialdiktatur. Unter dem Regime Tisos und der Ludaken von 1938 bis 1945 verabschiedete die Slowakei zahlreiche antisemitische Gesetze, beteiligte sich in Eigeninitiative an Deportationen slowakischer Juden in deutsche Vernichtungslager und nahm als Mitglied der Achsenmächte am deutschen Krieg gegen Polen und die Sowjetunion teil. Nach dem Ausbruch des Slowakischen Nationalaufstands gegen den Einmarsch der Wehrmacht 1944 hielt Tiso weiterhin am Bündnis mit dem Dritten Reich fest. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Tiso wegen Staatsverrats von einem tschechoslowakischen Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und 1947 hingerichtet.
Die slowakische Gesellschaft ist in Bezug auf Tiso gespalten. In katholisch-konservativen und nationalistischen Kreisen wird er als Held und Begründer der slowakischen Staatlichkeit bezeichnet. Es gab Bemühungen Tiso heilig zu sprechen. Ein Teil der Bevölkerung inklusive der Historiker der Slowakischen Akademie der Wissenschaften schreiben ihm eine Mitverantwortung bei der Verfolung slowakischer Juden und das Hineinziehen der Slowakei den Krieg gegen die Sowjetunion und die westlichen Allierten zu.