Myanmar
Staat in Südostasien / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Myanmar, Vollform Republik der Union Myanmar (birmanisch ပြည်ထောင်စု သမ္မတ မြန်မာနိုင်ငံတေ, Pyidaunzu Thanmăda Myăma Nainngandaw, [pjìdàʊɴzṵ θàɴməda̰ mjəmà nàɪɴŋàɴdɔ]), ehemals Burma, in deutschsprachigen Texten auch Birma, ist ein Staat in Südostasien, welcher an Thailand, Laos, die Volksrepublik China, den Nordosten Indiens, Bangladesch und den Golf von Bengalen grenzt.
Republik der Union Myanmar | |||||
ပြည်ထောင်စု သမ္မတ မြန်မာနိုင်ငံတော် | |||||
Pyidaunzu Thanmăda Myăma Nainngandaw | |||||
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Amtssprache | Birmanisch | ||||
Hauptstadt | Naypyidaw | ||||
Staats- und Regierungsform | Republik mit parlamentsgebundener Exekutivgewalt (de jure) Militärdiktatur (de facto) | ||||
Staatsoberhaupt | Vorsitzender des Staatsverwaltungsrates Min Aung Hlaing[1] (faktischer Machthaber) Staatspräsident Myint Swe (kommissarisch)[2] | ||||
Regierungschef | Premierminister Min Aung Hlaing | ||||
Fläche | 676.578[3] km² | ||||
Einwohnerzahl | 54,2 Millionen (27.) (2022)[4] | ||||
Bevölkerungsdichte | 82 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | + 0,7 % (Schätzung für das Jahr 2020)[5] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
|
2022[6] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,585 (149.) (2021) [7] | ||||
Währung | Kyat (MMK) | ||||
Unabhängigkeit | 4. Januar 1948 (vom Vereinigten Königreich) | ||||
Nationalhymne | Gba Majay Bma | ||||
Zeitzone | UTC+6:30 | ||||
Kfz-Kennzeichen | MYA | ||||
ISO 3166 | MM, MMR, 104 | ||||
Internet-TLD | .mm | ||||
Telefonvorwahl | +95 |
Seit 1948 gehört das Land nicht mehr zum Kaiserreich Britisch-Indien und ist somit seitdem auch unabhängig vom Vereinigten Königreich. Das Land steht de facto seit 1962 unter einer Militärherrschaft, die nur von 2011 bis 2021 über einzelne demokratische Elemente verfügte. In einem Putsch am 1. Februar 2021 riss das Militär die gesamte Staatsgewalt wieder an sich. Infolge kam es zu einem Bürgerkrieg im Land zwischen dem vom Militär beherrschten State Administration Council (SAC) und dem oppositionellen National Unity Government of Myanmar (NUC). Bis 2023 hatte das Militär die Kontrolle über große Teile des Landes verloren.[8][9]
Die Militärregierung regiert autoritär, es kommt zu vielfältigen Menschenrechtsverletzungen. Im Demokratieindex lag Myanmar deshalb 2021 und 2022 weltweit auf dem vorletzten Platz, noch hinter Nordkorea und lediglich vor Afghanistan.
Lage
Myanmar grenzt im Norden und Osten an die Volksrepublik China sowie weiter südlich im Osten an Laos und Thailand und im Süden an den Indischen Ozean. Der südlichste Teil Myanmars liegt auf der Malaiischen Halbinsel. Das Andamanische Meer trennt Myanmar von den westlich gelegenen indischen Inseln der Andamanen und Nikobaren. Im Westen grenzt Myanmar an den Golf von Bengalen, an Bangladesch und an die indischen Bundesstaaten Mizoram, Manipur, Nagaland und Arunachal Pradesh.
Landschaften
Im Norden liegt das Kachin-Bergland, ein südlicher Ausläufer des Himalaya, und an der Grenze Myanmar–Indien–China liegt der Hkakabo Razi. Mit seinen 5881 m ist er der höchste Berg Südostasiens. Entlang der Küste am Golf von Bengalen erstrecken sich Sumpfgebiete, dahinter liegt das Arakan-Joma-Gebirge mit bis zu 3000 m hohen Bergen, das sich weiter im Norden entlang der Grenze zu Indien im Patkai-Gebirge fortsetzt. Im Osten des Landes liegt das Shan-Hochland mit Erhebungen von bis zu 2500 m. In der Mitte des Landes, entlang des Irrawaddy, liegt Zentralmyanmar mit seinen fruchtbaren Böden. Die bedeutendsten Flüsse neben dem Irrawaddy sind Thanlwin, Sittaung, Chindwin und Mekong.
40 % der Fläche werden von Primärwald bedeckt, wobei die Waldfläche jährlich um 1,2 % abnimmt. Vor der Westküste der Malaiischen Halbinsel liegt eine abgesunkene Gebirgslandschaft, der Mergui-Archipel mit rund 800 Inseln, eine noch weitgehend unberührte Inselgruppe.
Klima
Myanmar befindet sich – mit Ausnahme des äußersten Nordens – im Einflussbereich des indischen Monsuns. Durch das Relief bedingt sind die Ausprägungen des Monsuns in den einzelnen Landesteilen unterschiedlich.
Im Wesentlichen lassen sich drei Jahreszeiten unterscheiden:
- Regenzeit von Ende Mai bis Mitte Oktober
- kühle Jahreszeit von Ende November bis Ende Februar
- heiße Jahreszeit in den Monaten März bis Mai
Städte
Im Jahr 2021 lebten 31 Prozent der Einwohner Myanmars in Städten.[10] Die größten Städte des Landes sind:[11]
Rang | Stadt | Einwohner (Stand 2014) |
---|---|---|
1 | Rangun | 4.728.524 |
2 | Mandalay | 1.225.546 |
3 | Naypyidaw | 333.506 |
4 | Taunggyi | 264.804 |
5 | Bago | 254.424 |
Demografie
Myanmar hatte 2020 53,4 Millionen Einwohner.[4] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 0,7 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 17,4 pro 1000 Einwohner[13] vs. Sterbeziffer: 8,8 pro 1000 Einwohner[14]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 2,2, die der Region Süd-Asien betrug 2,3.[15] Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 28,8 Jahren.[16] Im Jahr 2020 waren 25,1 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[17] während der Anteil der über 64-Jährigen 6,5 Prozent der Bevölkerung betrug.[18]
Jahr | Einwohnerzahl | Jahr | Einwohnerzahl |
---|---|---|---|
1950 | 17.152.000 | 1985 | 37.222.000 |
1955 | 18.868.000 | 1990 | 40.626.000 |
1960 | 20.986.000 | 1995 | 43.238.000 |
1965 | 23.391.000 | 2000 | 46.095.000 |
1970 | 26.381.000 | 2005 | 48.483.000 |
1975 | 29.722.000 | 2010 | 50.156.000 |
1980 | 33.370.000 | 2020[4] | 53.423.000 |
Bevölkerungsstruktur
Bei der letzten Volkszählung 2014 hatte Myanmar 51.486.253 Einwohner,[20] die sich auf folgende ethnische Gruppen aufteilen: Bamar 69 Prozent, Shan 8,5 Prozent, christliche Karen 6,2 Prozent, muslimische Rohingya 4,5 Prozent, Mon 2,4 Prozent, Chin 2,2 Prozent, Kachin 1,4 Prozent, Inder 1 Prozent, Han 1–2 Prozent. Insgesamt gibt es rund eine Million Umgesiedelte im eigenen Land. Mit nur 0,1 % der Bevölkerung zählt die Ausländerquote zu den geringsten der Welt.[21][22]
Die Shan, die zweitgrößte Volksgruppe, leben hauptsächlich im Shan-Staat des Landes, in Gebieten ab etwa 1000 Metern Höhe. Die Karen sind überwiegend Christen. Die Padaung gehören zur Sprachgruppe der Mon-Khmer und leben im südlichen Kachin- und im Shanstaat.
Hauptsächlich im Rakhaing-Staat leben etwa 730.000 Arakanesen. Andere Quellen geben ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung sogar mit 4 % an. Ebenfalls im Rakhaing-Staat leben die muslimischen Rohingya, denen der Status als Volksgruppe verwehrt wird.[23] Die Rohingya werden vom Staat nicht als ethnische Gruppe anerkannt, erhalten nicht die myanmarische Staatsangehörigkeit und gelten laut den Vereinten Nationen als „am stärksten verfolgte Minderheit der Welt“.[24] Sie sprechen eine eng mit dem Bengali verwandte indogermanische Sprache. Viele von ihnen sind auf Grund der massiven Verfolgung nach Bangladesch geflohen.
Die einzelnen Völker sprechen ihre eigenen Sprachen, Englisch ist Handelssprache. Amtssprache ist die birmanische Sprache.
Religion
Anteile der Religionen an der Bevölkerung:
- Buddhismus: nach offiziellen Angaben 87,9 %
- Christentum: 6,2 % (zumeist Anhänger des Protestantismus und ca. 1 % der katholischen Kirche)
- Islam: 4,3 %
- Hinduismus: 0,5 %
- Animismus: offiziell 0,8 %, aber dominant unter Buddhisten
Die am weitesten verbreitete Religion in Myanmar ist der Buddhismus. Einige der berühmtesten buddhistischen Kunstwerke (Statuen) im asiatischen Raum befinden sich hier. Vorherrschend ist die frühbuddhistische Theravada-Schule, die im 20. Jahrhundert auch maßgeblichen Einfluss auf die Buddhismus-Rezeption im Westen hatte. So fußen viele der Standardwerke der Vipassana-Meditation (zum Beispiel Nyanaponika: „Geistesschulung durch Achtsamkeit“) auf den Lehren birmanischer Dharma-Meister wie Mahasi Sayadaw, Chanmyay Sayadaw U Janaka, Ledi Sayadaw oder Sayadaw U Pandita. Zu den wichtigsten Heiligtümern zählen vor allem die Shwedagon-Pagode in Rangun, der Goldene Fels südöstlich von Bago und der Mount Popa in der Nähe von Bagan.
In der buddhistischen Volksreligion ist der Geisterglaube an die Nats weit verbreitet. Nats haben menschliche Züge, Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse, sind gut, hilfreich oder böse und gehässig, vor allem aber mächtig. Sie können, wenn erzürnt, großes Unheil bringen. Während der ihnen gewidmeten Feste werden sie durch Nat-Gadaw, weibliche Medien (häufig auch Transvestiten) in Trance und Tanz verkörpert. Bei den niederen Nats ist der Bezug zu animistischen Vorstellungen deutlich, denn sie leben in oder bei alten Bäumen oder Steinen, auf Bergen oder an Flüssen. Häufig haben sie nichtmenschliche Gestalt. Die an Bäumen, Feldern, Gewässern oder in Dörfern errichteten Nat-Schreine (nat-sin) ähneln den Geisterhäuschen (san phra phum) in Thailand.
Zum Christentum bekennen sich nach offiziellen Angaben 4 % der Bevölkerung, vor allem in den Volksgruppen der Chin und der Karen, die einem im Jahre 2007 bekannt gewordenen Regierungsprogramm „zur Zerstörung der christlichen Religion in Myanmar“ zufolge, systematisch vertrieben werden sollen.[25]
Dem Islam gehören vor allem die Rohingya an.
Gesundheit
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2019 4,7 % des Bruttoinlandsprodukts.[26] Im Jahr 2017 praktizierten in Myanmar 8,6 Ärztinnen und Ärzte je 10.000 Einwohner.[27] Die Sterblichkeit bei unter 5-jährigen betrug 2020 43,7 pro 1000 Lebendgeburten.[28]
Myanmar ist seit einigen Jahren eines der Länder mit besonders hoher AIDS-Zuwachsrate, die von der Junta lange bestritten wurde, was das Problem verschlimmerte. Ursachen sind vor allem die Prostitution, besonders in Rangun, und die verbreitete, traditionelle Drogenabhängigkeit, die infolge der durch den jahrzehntelangen Bürgerkrieg eingetretenen gesellschaftlichen Zerrüttung noch verschärft wird. Bei der Ernährung der Bevölkerung konnten starke Fortschritte gemacht werden. Während im Jahr 2000 noch 48,1 % der Bevölkerung unterernährt waren, waren es 2015 noch 16,9 %.[29]
Die Lebenserwartung der Einwohner Myanmars ab der Geburt lag 2020 bei 67,4 Jahren[30] (Frauen: 70,3[31], Männer: 64,3[32]).
Zeitraum | Lebenserwartung | Zeitraum | Lebenserwartung |
---|---|---|---|
1950–1954 | 37,4 | 1985–1989 | 56,0 |
1955–1959 | 42,0 | 1990–1994 | 57,3 |
1960–1964 | 45,1 | 1995–1999 | 59,2 |
1965–1969 | 49,1 | 2000–2004 | 60,7 |
1970–1974 | 51,5 | 2005–2009 | 61,1 |
1975–1979 | 53,2 | 2010–2014 | 64,2 |
1980–1984 | 54,9 | 2015–2019 | 66,0 |
Bildung
Die Alphabetisierungsrate betrug 2016 geschätzt 75,6 %.[34] Der Bildungssektor ist in Myanmar, das eine ausgesprochene Bildungstradition hat, unter dem Militärregime besonders stark geschrumpft. Mehrere Hochschulen wurden vorübergehend oder ganz geschlossen, vor allem aus Angst vor Studentenaufständen und vor der Kritik einer intellektuellen Elite. Lernfreiheit und freie Fächerwahl bestehen nicht, dafür ist es möglich, gewisse Fächer per Fernkurs zu studieren. Auch die Verbreitung von Büchern im universitären Bereich ist stark beschränkt, so kann etwa ein Medizinstudent keine Geschichtsbücher ausleihen. 2015 konnten 93,1 % der Bevölkerung lesen und schreiben.[35] In den letzten Jahren stieg der Bildungsgrad an und die mittlere Schulbesuchsdauer über 25-jähriger konnte von 2,4 Jahren im Jahr 1990 auf 4,7 Jahre im Jahr 2015 gesteigert werden. Im Jahr 2021 lag die Schulbesuchserwartung der aktuellen Generation bei 10,9 Jahren.[7]
Maßeinheiten
In Myanmar galt offiziell noch bis 2013 das angloamerikanische Maßsystem, das weltweit sonst nur von den USA und Liberia verwendet wird. 2013 wurde der Übergang zum metrischen System beschlossen.[36]
Zur Aussprache von Myanmar gibt der Duden [ˈmi̯anmaːɐ̯] an, also Betonung auf dem ersten a.[37] Im Deutschen ist jedoch die Betonung auf dem zweiten a üblich. Im Englischen variiert die Aussprache von Myanmar erheblich.[38] Myanmar ist im deutschen Sprachraum auch unter der früheren Bezeichnung Birma (in Deutschland und Österreich – Adjektiv birmanisch) resp. Burma (in der Schweiz – Adjektiv burmesisch) und im Vereinigten Königreich,[39] in Australien und den USA nach wie vor auch als Burma bekannt.
Hintergrund
Burma und Myanmar sind eigentlich zwei Varianten derselben Bezeichnung. Die Schreibweisen Burma (englisch ausgesprochen) und davon abgeleitet Birma (in Deutschland) entsprechen dem birmanischen Namen Bama ['bɐma] mit verhältnismäßig dumpfem „a“ als erstem Vokal. Bama und Myanma sind seit jeher die einheimischen Bezeichnungen der größten Bevölkerungsgruppe, der Bamar, für sich selbst und für ihr Land. Der Übergang von „B“ zu „M“ ist fließend. Dazu kommen weitere Varianten je nach Dialekt. Die Form Myanma(r) entstammt der Schriftsprache und findet sich daher eher in historischen Dokumenten, während Bama umgangssprachlich verwendet wird. Vermutlich entstand Bama durch vereinfachte Aussprache aus Myanma.
Das -r in Myanmar wird im Birmanischen nicht gesprochen und auch nicht geschrieben: Myanma. Das -r wurde für die Schreibung im Englischen hinzugefügt, um die Länge der letzten Silbe gemäß der nicht-rhotischen Standardaussprache im Britischen Englisch anzuzeigen. Auch in Burma (englisch ausgesprochen) repräsentiert das r keinen zusätzlichen Konsonanten, vielmehr ähnelt ur dem Schwa. Die Aussprache von Burma (englisch) ist tatsächlich sehr ähnlich wie die von Bama (birmanisch).
Die Etymologie des Namens ist ungeklärt. Als Bezeichnung des Volkes taucht der Name bereits in Inschriften aus dem 12. Jahrhundert auf:[40] zuerst in einer Mon-Inschrift aus dem Jahr 1102 (dort in der Form Mirma), dann im Jahr 1190 erstmals in einer burmesischen Inschrift (dort schon in der aktuellen Form Mranma [မြန်မာ], die auch heute noch benutzt wird – der scheinbare Wechsel von r zu y betrifft nur die Transkription, nicht die birmanische Rechtschreibung).
Umbenennung
Seit den 1920er Jahren hatte es Bestrebungen gegeben, einen einheitlichen Begriff für alle im jetzigen Myanmar beheimateten Volksgruppen zu finden. So wurde mehrmals Bama durch Myanma ersetzt und umgekehrt.
Die offizielle Umbenennung des Landes in „Republik der Union Myanmar“ (Pyidaunzu Thanmăda Myăma Nainngandaw) durch das Militär erfolgte durch das Gesetz Nr. 15/89 vom 18. Juni 1989. Dies war in erster Linie ein Vorhaben mit Außenwirkung. Das Land sollte sich als selbstbewusster Staat präsentieren, der die Kolonialzeit endgültig überwunden hat. Durch das Gesetz Nr. 15/89 wurde auch die offizielle Schreibweise vieler Ortschaften neu bestimmt. Hierfür wurden die Namen in ihrer ursprünglichen Form, also ohne Veränderungen durch kolonialen Einfluss, und nach ihrer Aussprache ins lateinische Alphabet transkribiert. So wurde z. B. die Freihandelszone am südlichsten Festland-Ort Victoria Point in Kawthaung umbenannt.
Heutiger Sprachgebrauch
Die Vereinten Nationen übernahmen den neuen Namen des Staates wenige Tage nach der Verkündung durch das Militär. Dem sind mittlerweile viele Staaten gefolgt. Die Vereinigten Staaten, Australien sowie weitere Staaten und nichtstaatliche Organisationen halten als Zeichen ihrer Missbilligung des Regimes am Namen Burma fest. Auch die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi sprach sich 1996 in einem Interview für das Magazin Marie Claire für die Beibehaltung von Burma aus, zum einen wegen der fehlenden Mitwirkung des Volkes, zum anderen, da der Begriff Myanmar eben nicht die Vielfalt der Volksgruppen im Lande widerspiegele.[41]
Die deutschschweizerischen und österreichischen Zeitungen verwenden vorwiegend Burma, während sich die deutschsprachigen Agenturen auf die Bezeichnung Birma geeinigt haben (Stand 2007).[42] Mehrere deutsche Medien, darunter Spiegel und FAZ, verwenden dennoch überwiegend die Variante Burma (neben Birma und Myanmar).[43] In der DDR wurde die Namensform Burma verwendet.
Die Einwohner Myanmars bezeichnen ihren Staat meist kurz Myanma Naingngan („Myanmarischer Staat“).
Eine Person aus Myanmar wird Burmese beziehungsweise Burmesin genannt.
Die Begriffe Myanmare beziehungsweise Myanmarin werden kaum verwendet.[44][45][46]
Bis 1948
Im 11. Jahrhundert gründete König Anawrahta das erste birmanische Reich.
Im 19. Jahrhundert fiel Birma nach mehreren Kriegen unter britische Herrschaft und wurde am 1. Januar 1886 Teil von Britisch-Indien. Der letzte König von Birma wurde mit seiner Familie durch die britische Besatzung ins Exil nach Indien geschickt, wo er auch starb.
1923 war Burma noch eine Provinz Indiens und unter britischer Herrschaft. Männer und Frauen, die Steuern zahlten, erhielten das aktive Wahlrecht. Das passive Frauenwahlrecht wurde jedoch nicht gewährt.[47][48] Da nur Männer dazu verpflichtet waren, eine Kopfsteuer zu zahlen, gab es viel mehr Steuerzahler als Steuerzahlerinnen, sodass Frauen in der Praxis immer noch am Wählen gehindert waren.[47] Zu dieser Zeit kamen auf zwei Millionen Wähler nur 125.000 Wählerinnen.[49] 1927 gab es eine Vorlage in der gesetzgebenden Versammlung, die auch das passive Frauenwahlrecht einführen wollte; doch die Briten lehnten sie ab. Dies führte zu Unmut bei den Frauen und einer Demonstration in Ragoon.[50] Doch die Einschränkung auf das aktive Wahlrecht wurden 1929 aufgehoben und somit das passive Frauenwahlrecht auf derselben Basis wie das passive Männerwahlrecht erreicht.[47] Auch die Koppelung an das Bezahlen von Steuern entfiel.[50] Trotzdem saßen nur sehr wenige Frauen in den kommunalen Gremien und der gesetzgebenden Versammlung.[49]
Als 1935 der Government of Burma Act in Kraft trat, endete Burmas Zeit als Provinz Indiens. Obwohl es noch unter britischer Herrschaft stand, hatte es nun sein eigenes gesetzgebendes Gremium.[49] Für dieses Repräsentantenhaus hatten Frauen nun das Wahlrecht, wenn sie einen Lese- und Schreibtest bestanden hatten.[47][49] Auf diese Weise stieg die Zahl der Wählerinnen auf 750 000.[49]
Diese Verfassung wurde aufgehoben, als Japan 1942 das Land okkupierte.
Nach der erneuten Besetzung durch die Briten nach Kriegsende und die Entlassung in die Unabhängigkeit 1948 erhielten Frauen das allgemeine Wahlrecht.[47]
Ab der Unabhängigkeit 1948
Seit der Unabhängigkeit halten bewaffnete Konflikte in verschiedenen Landesteilen an, wo ethnische Minderheiten gewaltsam für mehr Autonomie oder Unabhängigkeit kämpfen.
Nach einer kurzen demokratischen Phase bis 1962 wurde Birma von verschiedenen Militärregimen kontrolliert.
Von 1961 bis 1971 war der birmanische Politiker Maha Thray Sithu U Thant der dritte Generalsekretär der Vereinten Nationen. Als es wegen der Weigerung der Regierung Ne Win, ihm ein Staatsbegräbnis auszurichten, in Rangun zu Unruhen kam, wurden diese gewaltsam niedergeschlagen.
Am 18. Oktober 1965 verabschiedete der Revolutionsrat ein Gesetz, nach dem alle Wirtschaftsunternehmen verstaatlicht wurden. Wenig später wurden alle christlichen Missionare zum Ende des Jahres 1966 ausgewiesen.
Am 8. August 1988 gipfelten monatelange Unruhen (8888 Uprising) wegen der Wirtschaftspolitik des Militärs unter Führung von General Ne Win in der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in der Hauptstadt Rangun mit mehreren Tausend Toten. Ein neues Militärregime unter General Saw Maung etablierte sich als Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung (SLORC).
1989 wurde das Land in Myanmar umbenannt.
Als 1990 bei demokratischen Wahlen die oppositionelle sozialistischen Nationale Liga für Demokratie (NLD) einen deutlichen Sieg errang, wurden die Wahlen vom Militärregime für ungültig erklärt, und es kam zu einer blutigen Niederschlagung von friedlichen Studentenprotesten. Das Regime blieb an der Macht.
2000er und 2010er Jahre
Im November 2005 begann die Regierung mit der Verlegung des Regierungssitzes von Rangun nach Naypyidaw in der Nähe der Stadt Pyinmana (Region Mandalay), dem früheren Sitz der Könige. Begründet wurde der Schritt offiziell mit der gegenüber Rangun zentralen Lage der neuen administrativen Hauptstadt. Inoffizielle Spekulationen reichten von der Furcht vor einer ausländischen Invasion vom Meer aus bzw. Eingreifen der USA wie in den Irak, über Einflüsse von Astrologen auf die Militärmachthaber bis zur Abschottung des Regimes aus Furcht vor möglichen neuen Volksaufständen. Regierungsangestellte, die sich weigerten, ihre Familie zurückzulassen und nach Naypyidaw zu ziehen, kamen ins Gefängnis.
In der Reihe der Kritiker des Regimes erschienen im Dezember 2005 erstmals auch die ASEAN-Staaten. Bereits im März 2005 hatte Myanmar auf die turnusmäßige Übernahme des jährlich wechselnden Vorsitzes innerhalb ASEAN zugunsten der Philippinen verzichtet. Ein von den USA im Weltsicherheitsrat eingebrachter Resolutionsentwurf, der das Militärregime zur Einhaltung der Menschenrechte und zur Freilassung aller politischen Gefangenen auffordern sollte, wurde im Januar 2007 mit den Stimmen der Vetomächte Volksrepublik China und Russland abgelehnt, obwohl diese der unterdrückten NLP politisch nahe stehen.
Die im August 2003 vom damaligen Premierminister Khin Nyunt verkündete „Road Map“ für den Weg zur Demokratie nahm mit der erneuten Einberufung der Nationalen Versammlung, die eine neue Verfassung erarbeiten sollte, ihren Lauf. Nach knapp zehnmonatigen Beratungen zwischen dem 17. Mai 2004 und dem 3. September 2007 erklärte der Vorsitzende der Kommission für die Einberufung der Nationalen Versammlung, Generalleutnant Thein Sein, dass man sich auf eine neue Verfassung geeinigt habe, die einen ersten Schritt zur Demokratisierung des Landes darstelle. Einen Termin für ein Referendum über den Verfassungsentwurf oder für freie Parlamentswahlen nannte er jedoch nicht.
Am 15. August 2007 wurden sämtliche Subventionen auf Kraftstoffe gestrichen. Die hierdurch auf bis zu 500 Prozent ansteigenden Preise für flüssigen Treibstoff und Gas waren der Anstoß zu Protestdemonstrationen, die sich bis Ende September auf das ganze Land ausweiteten. Sie wurden am 26. September gewaltsam niedergeschlagen. Dabei wurden nach unterschiedlichen Angaben zwischen zehn und mehreren Tausend Mönche und Demonstranten getötet.
Im Februar 2008 setzte die Militärjunta ein Referendum über die neue Verfassung im Mai 2008 an. Nach dem Terminplan sollten demokratische Wahlen 2010 stattfinden.[51]
In der Nacht zum 3. Mai 2008 wurden Teile des Landes durch den Tropensturm Nargis verwüstet. Nach UNO-Schätzungen vom 9. Mai starben 63.000 bis 101.000 Menschen und rund eine Million wurde obdachlos. Nach Regierungsangaben vom 24. Juni starben 84.537 Menschen, 53.836 gelten als vermisst. Die Militärjunta verweigerte Helfern den Zugang zum Irrawaddy-Flussdelta und beschlagnahmte Hilfsgüterlieferungen aus dem Ausland.
Ungeachtet der Katastrophe führte das Regime am 10. Mai 2008 das Verfassungsreferendum wie geplant durch. Lediglich in den am schwersten betroffenen Gebieten wurde der Termin um zwei Wochen verschoben. Nach massiver Wahlfälschung und Einschüchterung verkündete das Militär schließlich eine 92,48-prozentige Zustimmung der wahlberechtigten Bevölkerung zur neuen Verfassung.
Am 7. November 2010 fanden die ersten Wahlen seit 1990 statt, woraufhin am 4. Februar 2011 der vorherige Premierminister Thein Sein zum ersten Präsidenten Myanmars seit 1988 ernannt wurde; dieser ist ein Than Shwe nahestehender General. Während die Parlamentswahlen von 2010 noch von der Sozialistischen NLD boykottiert wurden, beteiligte sich die führende Oppositionspartei am 1. April 2012 erstmals seit 1990 wieder bei Parlamentswahlen. Bei den Nachwahlen wurden 45 der 664 Sitze in der Volksversammlung neu vergeben. 43 dieser 45 Sitze erhielt die Opposition mit der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi.
2016 übernahm die Partei von Aung San Suu Kyi die Regierung. Nach einem Jahr stellte der Spiegel fest, sie sei vor allem still und interpretierte es als Hoffnung Kyis auf eine Verfassungsänderung, welche das Militär bei zu forschem Vorgehen mit seinen Vertretern verhindern könne. Es gab zwar etwas mehr Geld für Bildung und Gesundheit, seit Oktober 2016 ging jedoch das Militär im Staat Rakhine gegen die Bevölkerung vor.[52]
Im Herbst 2017 sprach die NZZ davon, dass das Verhältnis zwischen dem mächtigen Militär und der Regierung schon fast einem getroffenen Pakt ähnle[53] und Anfang 2018 formulierte die SRF-Korrespondentin, dass es den Anschein machte, als würde die angekündigte Versöhnung weniger das Volk betreffen, sondern es hätte „sich Aung San Suu Kyi mit dem Militär versöhnt“.[54]
2020er Jahre: Militärputsch und Bürgerkrieg
Bei der Parlamentswahl im November 2020 erreichte Suu Kyis Partei NLD offiziellen Angaben zufolge die absolute Mehrheit, wobei die Wahlbeteiligung bei über 70 Prozent gelegen haben soll. Die Europäische Union sah die Wahl als frei und fair an, trotz der strukturellen demokratischen Defizite.[55] Die Armee, für die automatisch ein Viertel der Sitze in den Parlamentskammern reserviert ist, sprach dagegen von Wahlbetrug. Am Morgen des 1. Februar 2021 begann das Militär unter Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing nach anhaltender Kritik an dem Wahlergebnis einen Putsch. Suu Kyi, Präsident Win Myint und weitere hochrangige NLD-Mitglieder wurden festgenommen. Auch rief das Militär den Notstand aus.[56] Das Militärfernsehen gab bekannt, für ein Jahr die Kontrolle übernehmen zu wollen. Das Vorgehen wurde mit Wahlbetrug begründet.[57]
Es kam daraufhin zu Massenprotesten und politischer Repression. Im Juli 2022 wurden erstmals seit den 1980er Jahren wieder Personen hingerichtet. Bei den Hingerichteten handelte es sich um Zayar Thaw, Kyaw Min Yu und Hla Myo Aung und Aung Thura Zaw.[58][59]
Die Machtübernahme des Militärs führte umgehend zum Widerstand der als terroristische Organisation eingestufte pro-chinesische People’s Defence Force und verschiedener ethnischer Milizen, welche die Streitkräfte Myanmars angriffen und die Kontrolle über große Teile des Landes gewinnen konnte. Der Bürgerkrieg führte zu einer humanitären Krise im Land und einer wirtschaftlichen Krise.[60] Bei der Aufstandsbekämpfung verübte die Militärjunta Kriegsverbrechen wie bei dem Massaker von Pazigyi im April 2023.