Was ist Autorität?
Essay von Hannah Arendt / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Was ist Autorität? (Titel der parallel entstandenen englischen Fassungen: What Was Authority?, What Is Authority?) ist ein Essay, den Hannah Arendt in mehreren inhaltlich leicht voneinander abweichenden Fassungen geschrieben hat, von denen die erste im Februar 1956 in deutscher Sprache in der Zeitschrift Der Monat veröffentlicht wurde.
Ausgangspunkt des Essays ist Arendts Kritik an einer Erosion des trennscharfen Denkens, die sie in zeitgenössischen Diskursen der Sozialwissenschaften beobachtet, insbesondere beim Schreiben über Autorität, die, wie sie aufweist, oft ungenau mit Macht und Gewalt gleichgesetzt wird. Dieser Begriffsverwischung setzt sie in dem Essay eine detaillierte Rekonstruktion des Autoritätsbegriffs entgegen, der wesentlich von Platon vorgedacht und in der römischen Antike als Auctoritas erstmals zur politischen Praxis wurde, bevor die christliche Kirche das Konzept von dort direkt übernommen, zur Vollentwicklung gebracht und als einzige gesellschaftliche Institution bis in die Gegenwart bewahrt hat. Arendt weist dabei auf eine enge Verzahnung von Tradition, Religion und Autorität hin, die in der politischen Sphäre ohne einander nicht existieren können.
Der Essay bildet eine der wichtigsten Stationen in einem in den 1930er Jahren entstandenen Diskurs, dessen Teilnehmer sich – in expliziter Abgrenzung sowohl von konservativen als auch von fortschrittsoptimistischen liberalen Positionen – um die Entwicklung einer demokratischen Autorität bemühen.