Dänische Sprache
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Die dänische Sprache (dänisch det danske sprog), kurz Dänisch (dansk), gehört zu den germanischen Sprachen und dort zur Gruppe der skandinavischen (nordgermanischen) Sprachen. Zusammen mit Schwedisch bildet es den ostskandinavischen Zweig.
Dänisch (dansk) | ||
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Gesprochen in |
Siehe unter „Offizieller Status“ des Weiteren in: Kanada Kanada, Argentinien Argentinien, Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten, Schweden Schweden | |
Sprecher | 5,3 Millionen (Muttersprachler) 0,3 Millionen (Zweitsprachler) | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Danemark Dänemark Faroer Färöer Europaische Union Europäische Union Nordischer Rat (Arbeitssprache)[1] | |
Anerkannte Minderheiten-/ Regionalsprache in |
Gronland Grönland (Verkehrssprache) Deutschland Deutschland (Südschleswig)[2] | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
da | |
ISO 639-2 |
dan | |
ISO 639-3 |
dan |
Dänisch ist die alleinige Landessprache von Dänemark und als Reichsdänisch (rigsdansk) standardisiert.
In Dänemark wird das Dänische von ca. 5 Millionen Muttersprachlern gesprochen. Weitere Muttersprachler verteilen sich vor allem auf Grönland und die Färöer (beide politisch zu Dänemark gehörend), Südschleswig (Deutschland), Island, Norwegen und Schweden, daneben auf Argentinien, Kanada und die USA, z. B. im kalifornischen Solvang.
In den früheren dänischen Kolonien in West- und Ostindien sowie an der Goldküste hatte Dänisch nie mehr als einen marginalen Status; erhalten haben sich dort bis heute gewisse Orts- und Festungsnamen in dänischer Sprache.
Dänisch ist de facto die Amtssprache in Dänemark, ohne dass dies rechtlich irgendwo festgehalten wäre. Es ist zweite Amtssprache in Grönland (neben Grönländisch) und auf den Färöern (neben Färöisch). Auf Island wird es als Pflichtfach unterrichtet, hat aber 1990 den Status als erste Fremdsprache an das Englische verloren. In Südschleswig hat es den Status einer Regional- und Minderheitensprache.
Seit 1973, als Dänemark der EU beitrat, ist Dänisch offizielle EU-Sprache.
Im Norden Deutschlands unmittelbar an der deutsch-dänischen Grenze liegt Südschleswig. Die Region nördlich der Linie Eckernförde-Husum wurde nach der Völkerwanderung (und dem Wegzug eines Großteils der dort zuvor siedelnden Angeln) dänisch besiedelt. Bis zum Sprachwechsel im 19. Jh. waren dort noch dänische Varietäten wie das Angeldänische verbreitet. Politisch gehörte die Region zunächst unmittelbar, mit der Etablierung des Herzogtums Schleswig dann als Lehen zu Dänemark, nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 kam Südschleswig schließlich zu Preußen/Deutschland. Heute leben etwa 50.000 dänische Südschleswiger als anerkannte nationale Minderheit in der Region.[3] Von ihnen sprechen etwa 8.000–10.000 Dänisch im Alltag[4] bzw. 20.000 Dänisch als Muttersprache[5]. Viele dänische Südschleswiger sprechen heute ein norddeutsch eingefärbtes Standarddänisch (Rigsdansk), das als Südschleswigdänisch (Sydslesvigdansk) bezeichnet wird. In Grenznähe wird zum Teil auch noch der Dialekt Sønderjysk (Südjütländisch) gesprochen. Im Raum Flensburg entwickelte sich mit dem Petuh auch eine deutsch-dänische Mischsprache. Das in der Region gesprochene schleswigsche Niederdeutsch hat bis heute dänische Substrateinwirkungen. Auch die an der Nordseeküste Südschleswigs verbreiteten nordfriesischen Dialekte sind zum Teil durch das Dänische beeinflusst. Analog zur dänischen Volksgruppe in Südschleswig leben nördlich der Grenze etwa 12.000–20.000 deutsche Nordschleswiger[6][7], die entsprechend als nationale Minderheit in Dänemark anerkannt sind. Von ihnen sprechen etwa zwei Drittel Dänisch als Alltagssprache, Deutsch ist jedoch weiter Kultursprache[8]. Analog zum Südschleswigschdänischen hat sich in der deutschen Minderheit eine von der dänischen Umgebungssprache beeinflusste deutsche Varietät entwickelt, die als Nordschleswigdeutsch[9] bezeichnet wird.
Dänisch ist in Schleswig-Holstein durch dessen Landesverfassung besonders geschützt. Dänischunterricht gibt es sowohl an dänischen als auch vereinzelt an öffentlichen deutschen Schulen, vor allem im Landesteil Schleswig. Seit 2008 gibt es in Flensburg und seit 2016 in Glücksburg zweisprachige Ortsschilder (dänisch Flensborg und Lyksborg).
Obwohl es vom Wortschatz her stark vom Niederdeutschen beeinflusst ist, ist die Sprachgrenze zu den deutschen Dialekten in linguistischer Hinsicht keine fließende, sondern eine harte (vgl. hingegen die Sprachgrenze zwischen dem Deutschen und dem Niederländischen). Sie verlief historisch auf einer Linie Eider – Treene – Eckernförde. Seit dem Hochmittelalter (ca. 1050 bis 1250) setzte sich jedoch auch nördlich der Eider die deutsche Sprache immer stärker durch.
Das in Skåne verbreitete Schonische entwickelte sich aus einem dänischen Dialekt heraus und kann heute aus linguistischer Sicht sowohl als südschwedischer wie auch als ostdänischer Dialekt eingestuft werden.[10] Das auf der Insel Gotland noch verbreitete Gotländische (Gutamål) weist (bedingt durch die lange Zugehörigkeit der Insel zu Dänemark) ebenfalls noch dänische Einflüsse auf: So lassen sich neben archaischen nordischen Formen auch gewisse Lehnwörter aus der dänischen Zeit nachweisen wie beispielsweise någle (dän. nogle versus schwed. några, dt. einige), saktens (dän. sagtens, schwed. nog visst, dt. leicht) oder um en trent (dän. omtrent, schwed. ungefär, dt. ungefähr, etwa)[11].
Zum Teil stehen die heutigen skandinavischen Schriftsprachen einander näher als die am stärksten abweichenden Dialekte des jeweiligen Landes; andererseits gibt es auch spezifische dänische, schwedische bzw. norwegische Sprachcharakteristika. Die Dialektgrenzen zwischen den Sprachen stellen weiche Übergänge dar, man spricht von einem Dialektkontinuum Dänisch-Norwegisch-Schwedisch.
Aus politischer und kultureller Tradition wurde jedoch an drei eigenständigen Sprachen festgehalten. Entscheidend dafür ist, dass in Dänemark und Schweden spätestens im 16. Jahrhundert eigene normierte Schriftsprachen entwickelt wurden. In Norwegen geschah dies erst mit der Selbständigkeit im 19. Jahrhundert und führte zu zwei Schriftsprachen, weil die gebildete Schicht bis dahin Dänisch als Hochsprache beibehielt.
Dänisch, Norwegisch und Schwedisch
Die Bokmål-Variante des Norwegischen ist linguistisch gesehen ein dänischer Dialekt mit norwegischen Einflüssen. Kulturhistorisch wird es aber als eine der zwei offiziellen norwegischen Schriftsprachen angesehen und auch von seinen Anwendern deutlich als norwegisch empfunden. Die Anhänger des Nynorsk, das auf den Dialekten basiert, haben dagegen oft gegen diese „dänische“ Sprache der Stadtbevölkerung und Oberschicht polemisiert.
Vom Linguisten Max Weinreich wird der Ausspruch „Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Marine“ überliefert, der auch auf Skandinavien zutrifft. Linguistisch gesehen könnten Dänisch, Schwedisch und Norwegisch als Dialekte derselben Sprache angesehen werden, da die Sprachen noch immer gegenseitig verständlich sind. Freilich gibt es keine offizielle Dachsprache, die den Platz des Standardskandinavischen einnehmen könnte. Man bedient sich zur interskandinavischen Kommunikation immer einer der drei Einzelsprachen. So spricht jeder „Skandinavisch“ auf seine Art.
Dänisch, Schwedisch und Norwegisch bilden die Gruppe der festlandskandinavischen Sprachen. Norwegisch ist im Gegensatz zu Dänisch und Schwedisch eine westnordische Sprache. Alle drei entwickelten sich aus der gemeinsamen urnordischen Sprache; bedeutend war zudem, dass die skandinavischen Länder durch die Jahrhunderte immer in enger politischer, kultureller und wirtschaftlicher Verbindung standen und auch in großem Umfang die gleichen Lehnwörter insbesondere aus dem Niederdeutschen und später Hochdeutschen übernahmen. Dabei stand das „kontinentale“ Skandinavien im Gegensatz zum Inselskandinavischen auf den Färöern und Island, das ein altertümliches (altnordisches) Gepräge behalten hat.
Die Übereinstimmungen im Wortschatz liegen im Falle von Dänisch und Norwegisch (Bokmål) bei schätzungsweise über 95 %, bei Dänisch und Schwedisch um 85–90 %. Dabei kann die faktische Verständigung in der gesprochenen Sprache durchaus von der Angewöhnung abhängen. In neuester Zeit kommt es auch vor, dass sich Skandinavier auf Englisch unterhalten. In der Schriftsprache besteht weitgehende gegenseitige Verständlichkeit, sodass auch Nichtskandinavier mit dänischen Sprachkenntnissen norwegische und schwedische Texte lesen können (und umgekehrt).
Von Ostskandinavisch zu Südskandinavisch
Der ostskandinavische oder schwedisch-dänische Zweig wird hauptsächlich durch die sog. ostskandinavische Monophthongierung (ab 800) von den westskandinavischen Sprachen (Isländisch, Färöisch, Norwegisch) unterschieden.[12]
- urnordisch /ai/ wird zu altnordisch /ei/ und weiter zu ostskandinavisch /eː/
- altnordisch/isländisch steinn, norwegisch stein → dänisch und schwedisch sten ‚Stein‘
- altnordisch breiðr, isländisch breiður, norwegisch brei → dänisch und schwedisch bred ‚breit‘
- /au/ wird zu /øː/
- altnordisch rauðr, isländisch rauður, norwegisch raud → schwedisch röd bzw. dänisch rød ‚rot‘
- urnordisch /au/ mit i-Umlaut wird zu altnordisch /ey/, norwegisch /øy/ und weiter zu ostskandinavisch /ø/
- altnordisch/isländisch ey, norwegisch øy → schwedisch ö bzw. dänisch ø ‚Insel‘
Um 1200 hat sich Dänisch sowohl vom Verband des Ostskandinavischen als auch von demjenigen des Westnordischen entfernt, indem die Verschlusslaute /p,t,k/ nach einem Vokal zu /b,d,g/ lenisiert und die in unbetonter Position stehenden Vokale /a,i,o~u/ zum Murmellaut /ǝ/ abgeschwächt wurden. Die bisherige Ost-West-Scheidung Skandinaviens wurde damit von einer neuen Nord-Süd-Gruppierung überlagert.[13] Der Vergleich von Schwedisch und Dänisch zeigt diesen Unterschied bis heute:
- schwedisch köpa versus dänisch købe ‚kaufen‘, schwedisch bita versus dänisch bide ‚beißen‘, schwedisch ryka versus dänische ryge ‚rauchen‘.
Dialekte
Dänisch zerfällt in drei Hauptdialekte:
- Jütisch (jysk) oder Westdänisch (vestdansk) oder Festlandsdänisch in Jütland
- Südjütisch (sønderjysk) in Sønderjylland (Nordschleswig und Teilen Südschleswigs)
- Westjütisch (vestjysk) an der Westküste (z. B. Esbjerg)
- Ostjütisch (østjysk) an der Ostküste (z. B. Aarhus)
- Inseldänisch (ødansk) auf Fünen, Seeland (mit dem Kopenhagener Dialekt Københavnsk), Ærø, Langeland, Lolland, Falster und Møn
- Ostdänisch (østdansk) auf Bornholm (Bornholmisch) und in Schonen, Halland und Blekinge (Schonisch hat sich seit 1658 zunehmend dem Schwedischen angepasst)
Die auf der Ostseeinsel Bornholm und in Jütland gesprochenen Dialekte sind für Nichtmuttersprachler nur schwer verständlich. Das Schonische wird aus dänischer Sicht als ostdänischer,[14] in schwedischer Sicht als südschwedischer Dialekt aufgefasst.
Das von vielen dänischen Südschleswigern gesprochene Südschleswigdänische ist eine stark norddeutsch beeinflusste Variante des Reichsdänischen, deren linguistische Eingruppierung als bloße Varietät, Dialekt oder Kontaktsprache noch nicht abgeschlossen ist.[15]
Soziolekte
Die traditionellen Dialekte wurden in den letzten Jahrzehnten zunehmend von der Standardsprache verdrängt. In den größeren Städten sind urbane Soziolekte entstanden (z. B. vulgärkopenhagenerisch)[12], die sich auch auf das Land ausbreiten. Die soziale Ausdifferenzierung des Dänischen findet besonders seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts statt. Die Aussprachevarietäten verschiedener sozialer Schichten und Generationen sind im Dänischen ausgeprägter als in den meisten anderen germanischen Sprachen; nur Englisch ist hier vergleichbar.[16]
Mischsprachen
Verwandt mit dem Dänischen ist das Petuh in Flensburg. Das Petuh, auch als Petuh-Tanten-Deutsch bekannt, beruht teilweise auf dänischer Grammatik (Satzbau) und beherbergt eine Reihe von Danismen, ist aber vom Wortschatz her dem Hoch- und Niederdeutschen sehr ähnlich, so dass es eher dem letzteren zugeordnet wird. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert und kann verstanden werden als der Versuch von Dänen, Deutsch zu sprechen. Das Schleswigsche in Angeln, das dort das einstige Angeldänisch verdrängt hat, ist ebenfalls von Danismen geprägt und weicht von den südlicheren niederdeutschen Dialekten ab; der Sprachenwechsel fand hier erst im 19. Jahrhundert statt.[17]
Die dänische Orthographie beruht auf dem mittelalterlichen seeländischen Dialekt. Damals war es der zentrale Dialekt Dänemarks, da Schonen ebenfalls zum Reich gehörte. Die Aussprache der Oberschicht in Kopenhagen ist heute tonangebend. Dabei ist die dänische Rechtschreibung relativ konservativ; das heißt, viele ehemalige Laute, die im Laufe der Sprachgeschichte stumm geworden sind, werden nach wie vor geschrieben – oder sogar auf analogischem Wege eingefügt, wo sie historisch ohne Berechtigung sind. Beispiele sind:
- das <h> vor <v> und <j>, welches nur noch im nordjütischen Dialekt zu hören ist und ein Überbleibsel aus der altnordischen Sprachstufe darstellt, etwa hvid [viðˀ] ‚weiß‘ (altnordisch hvít), hjul [juːˀl] ‚Rad‘ (altostnordisch hjúl).
- das <d> in Verbindungen wie <ld>, <nd>, <rd>, das ebenfalls eine historische Lautung widerspiegelt, darüber hinaus allerdings teilweise auch nur eine analogische Schreibung ist, etwa (etymologisch basiert) in land [lænˀ] ‚Land‘ (altnordisch land), (analogisch eingeführt) in fuld [fʊlˀ] ‚voll‘ (altnordisch fullr).
Auch einige Charakteristika im Vokalismus werden in der Schrift nicht zum Ausdruck gebracht:
- das gesenkte kurze /e/ in Wörtern wie fisk [fesg] ‚Fisch‘ und til [te(l)] ‚zu‘
- das gesenkte kurze /o/ in hugge [hogə] ‚hauen, hacken‘, tung [toŋ] ‚schwer‘[12]
Die erste dänische Übersetzung des Neuen Testaments, das sogenannte Neue Testament Christians II. (Christian 2.s danske oversættelse af Det Nye Testamente), erschien im Jahr 1524. Sie litt noch an zahlreichen orthographischen Problemen. Die erste dänische Vollbibel erschien erst im Jahr 1550.[18]
Danistik ist die dänische Philologie. In der Praxis wird sie immer in Zusammenhang mit den anderen skandinavischen Sprachen als Skandinavistik (auch: Nordistik) ausgeübt. Größere Institute für Skandinavistik befinden sich in Berlin, Greifswald und Kiel.
In Südschleswig gibt es eine Reihe dänischer Schulen, die für die dänische Minderheit gedacht sind. Da sie seit mittlerweile über 60 Jahren auch von Kindern deutscher Muttersprachler besucht werden – was möglich ist, wenn sich die Eltern ebenfalls Dänisch aneignen (Elternabende finden in der Regel auf Dänisch statt) –, sind die dänischen Muttersprachler hier inzwischen in der Minderheit. Innerhalb der Minderheit ist deswegen die Frage strittig, ob der Erfolg des dänischen Schulwesens über die Kerngruppe hinaus erwünscht sei oder ob er eher zu einer Verdünnung der Identität führe. Da jedoch das Prinzip des freien Bekenntnisses für die Zugehörigkeit zur Minderheit gilt, lassen sich keine ethnischen Kriterien aufstellen.
Bekannteste und traditionsreichste dänische Schule in Deutschland ist die Duborg-Skolen in Flensburg, die bis 2008 das einzige dänische Gymnasium in Deutschland war. Mit der A. P. Møller-Skolen wurde am 1. September 2008 in Schleswig ein weiteres dänisches Gymnasium eröffnet; es ist ein Geschenk im Wert von 40 Mio. € des Kopenhagener Schiffsreeders Mærsk Mc-Kinney Møller an die dänische Minderheit in Deutschland.
In Schleswig-Holstein gibt es darüber hinaus einzelne öffentliche deutsche Schulen, an denen Dänischunterricht als Fremdsprache angeboten wird.
Als Danismus wird eine dänische Ausdrucksweise oder Bedeutung bezeichnet, die in eine andere Sprache eingeflossen ist.
Einen starken Einfluss übte das Dänische im Mittelalter auf das Altenglische und damit auf die moderne englische Sprache aus, da Teile des angelsächsischen Ostenglands (Danelag) vom unter anderem aus Dänemark stammenden Großen Heidnischen Heer besetzt worden waren und in der Folge dauerhaft besiedelt wurden; genetisch sind sie kaum von den norwegischen Lehnwörtern zu unterscheiden. Oft stehen im heutigen Englisch das skandinavische Lehnwort und das aus dem Altenglischen ererbte Erbwort nebeneinander, wobei das Erbwort bedeutungsmäßig eingeschränkt oder sonst wie spezialisiert ist. Beispiele sind: dän. dø ‚sterben‘ → engl. die (daneben noch: starve ‚hungers sterben, verhungern‘), altdän. take (bzw. neudän. tage) ‚nehmen‘ → engl. take (daneben noch: nim ‚stibitzen, klauen‘; numb ‚benommen, taub, vom Finger‘), dän. kaste ‚werfen‘ → engl. cast (daneben noch: warp ‚werfen, verziehen, vom Holz‘), dän. sky ‚Wolke‘ → engl. sky ‚Himmel‘, veraltet ‚Wolke‘ (daneben noch: heaven ‚Himmel im religiösen Sinn‘). Weitere Beispiele sind they, them, their ‚sie (Plural), ihnen/sie (Objekt), ihr (Possessiv)‘, das während der mittelenglischen Epoche von Norden nach Süden vorgedrungen ist (das heutige umgangssprachliche ’em setzt das auf das Altenglische zurückgehende autochthone hem fort), are ‚[wir, sie] sind, [ihr] seid‘, anger ‚Ärger‘, bark ‚Rinde‘, call ‚rufen‘, egg ‚Ei‘, get ‚bekommen‘ (die westgermanischen Sprachen kennen sonst nur das Gegenteil forget ‚vergessen‘), gosling ‚junge Gans‘, ill ‚krank‘, knife ‚Messer‘, leg ‚Bein‘, root ‚Wurzel‘, rotten ‚faul‘, skin ‚Haut‘, ugly ‚hässlich‘, until, till ‚bis‘, wing ‚Flügel‘. Die skandinavischen Lehnwörter finden sich am stärksten in den Dialekten Nordenglands und der East Midlands, und über die Standardisierung des East Midland Dialect haben sie den Weg in die heutige Standardsprache gefunden.
Eine nennenswert von Danismen beeinflusste Sprache ist im Weiteren das Färöische, wobei viele als Danismen empfundene Wörter ihrerseits Lehnwörter aus dem Deutschen bzw. Niederdeutschen sind (siehe Färöische Sprachpolitik).
Norwegisch wurde aufgrund der Jahrhunderte anhaltenden politischen Verbindung des Landes mit Dänemark stark dänisch beeinflusst. Die Variante Bokmål ist deshalb eine Standardvariante, die das norwegische und das dänische Erbe zu verbinden versucht, wogegen Nynorsk auf den autochthonen norwegischen Dialekten aufbaut.
Besonders bedeutend ist der Einfluss des Deutschen, speziell (und über Vermittlung durch die geographische Nähe und den Handel) des Niederdeutschen im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit. So besteht ein großer Teil des dänischen Vokabulars (25 %)[19] aus niederdeutschen Lehnwörtern und Lehnübersetzungen. Überdies war Hochdeutsch bis ins 19. Jahrhundert Sprache am dänischen Hof und galt damit als vornehm, ähnlich wie Französisch am preußischen Hof, was die Übernahme deutscher Begriffe ebenfalls förderte.
Im heutigen Dänisch gibt es sodann – wie im Deutschen auch – eine große Anzahl sogenannter Internationalismen (in den letzten Jahrzehnten verstärkt Anglizismen).
Dennoch ist Dänisch eine skandinavische Sprache, es existiert also eine harte Sprachgrenze zum Hochdeutschen. Diese andere Herkunft unterscheidet es in Genese und Struktur der Sprache mehr vom Deutschen als etwa das Englische, das wie das Deutsche westgermanischer Herkunft ist. Wenn dennoch des Öfteren besonders im Bereich des Wortschatzes eine größere Ähnlichkeit des Deutschen mit dem Dänischen als mit dem Englischen festzustellen ist, dann beruht das allein auf sekundären Gründen, nämlich einerseits auf der erwähnten nieder- und hochdeutschen Beeinflussung des Dänischen und andererseits auf der starken Beeinflussung des Englischen während des Mittelalters durch das Französische.
Das dänische Alphabet enthält unter anderem alle 26 Standardbuchstaben des lateinischen Alphabets. Die Buchstaben C, Q, W, X, und Z kommen nur in Fremdwörtern vor, wiewohl sie teilweise ersetzt worden sind:
- center ‚Zentrum‘, censur ‚Zensur‘, charmerende ‚charmant‘, chokolade ‚Schokolade‘, computer ‚Computer‘, cølibat ‚Zölibat‘.
- quasi, quiz, aber: kvalitet ‚Qualität‘, kvotient ‚Quotient‘
- walisisk ‚walisisch‘, whisky, Wikipedia
- xylofon ‚Xylophon‘, saxofon ‚Saxophon‘, aber: sakser ‚Sachse‘
- zar, zebra, zenit, zone, zulu, aber: dominans, konsekvens.
Dazu gibt es drei Sonderzeichen:
- Æ, æ: Typographisch gesehen ist das Æ eine Ligatur aus A und E. Es entspricht dem deutschen Ä.
- Ø, ø: Graphiegeschichtlich handelte es sich beim Ø ursprünglich um eine Ligatur von O und E. Es entspricht dem deutschen Ö.
- Å, å: Das Å (auch „bolle-Å“ genannt, was so viel bedeutet wie „Kringel-Å“) ist mit der dänischen Rechtschreibreform von 1948 eingeführt worden. Es ersetzt das ältere Doppel-A (Aa, aa), das nur noch für Eigennamen und auf „antiken“ Beschriftungen, aber nicht mehr in der sonstigen Schriftsprache verwendet wird. Seit 1984 ist bei Ortsnamen jedoch wieder die Schreibung mit Aa zulässig, und einige Orte wünschen diese alte Schreibweise ausdrücklich (siehe hierzu Aabenraa). Der Kringel auf dem Å ist graphiegeschichtlich ein kleines O, womit angedeutet wird, dass es sich um einen ursprünglich (langen) A-Laut gehandelt hat, der im Laufe der Sprachgeschichte – wie in vielen germanischen Sprachen und den meisten deutschen Dialekten – in Richtung O verdumpft wurde. Die Stadt Ålborg z. B. wird somit wie „Ollbor“ ausgesprochen. Im Übrigen kennt das Dänische keine Vokalverdopplungen in der Schrift, wohl aber bei Konsonanten.
Diese drei Sonderbuchstaben stehen am Ende des Alphabets: A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z, Æ, Ø, Å (Aa).
Im deutschen Schriftsatz gilt, dass diese drei Buchstaben in dänischen Namen, Stichwörtern und Zitaten oder gar im Gebrauch des Dänischen selbst niemals mit Ä, Ö, und Aa umschrieben werden sollen (obwohl Dänen das dennoch entziffern könnten). Dies gilt analog für das Internet, mit Ausnahme von Domains, wobei im letzteren Fall die Umschrift nicht immer eindeutig ist: beispielsweise ist der Sänger Stig Møller unter stigmoeller.dk im WWW vertreten, während die Sängerin Lis Sørensen unter der Adresse lissorensen.dk zu finden ist. Weitere Ausnahmen außerhalb des Internets bilden nur Personennamen wie z. B. Kierkegaard, hierbei handelt es sich um die Erhaltung der alten Rechtschreibung. Früher wurde in der Handschrift Ø und ø oft durch Ó und ó ersetzt. Heute sieht man das etwas seltener, aber es dreht sich da nur um die verwendete Schreibschrift. Bis 1875 wurde die Frakturschrift, genannt gotisk skrift ‚gotische Schrift‘ verwendet, danach die skråskrift, bis diese am Ende des 20. Jahrhunderts allmählich von der formskrift (1952 nach norwegischer Vorlage von Alvhild Bjerkenes von Christian Clemens Hansen in Dänemark eingeführt) fast ersetzt wurde. Als Schreibschrift wurde im 19. Jahrhundert eine dänische Variante der deutschen Kurrentschrift verwendet, später dann die lateinische Schreibschrift.
Buchstabe | HTML/XML | Windows | macOS | Unix/Linux |
---|---|---|---|---|
æ | æ | Alt+145 | ⌥+ä | ⎄, a, e oder AltGr +a |
Æ | Æ | Alt+146 | ⌥+⇧+ä | ⎄, ⇧+a, ⇧+e oder AltGr+⇧+a |
ø | ø | Alt+155 | ⌥+o | ⎄, /, o oder AltGr+o |
Ø | Ø | Alt+157 | ⌥+⇧+o | ⎄, /, ⇧+o oder AltGr+⇧+o |
å | å | Alt+134 | ⌥+a | ⎄, *, a oder AltGr+⇧+ü, a |
Å | Å | Alt+143 | ⌥+⇧+a | ⎄, *, ⇧+a oder AltGr+⇧+ü, ⇧+a |
Für Computerbenutzer gibt es zahlreiche Hilfsmittel, die die Verwendung dänischer und anderer Buchstaben und Akzente erleichtern. Beispielsweise kann auf Zeichentabellen (z. B. kcharselect, charmap.exe) zurückgegriffen werden.
Für diese Buchstaben existieren auch Entitäten in Auszeichnungssprachen zum Umschreiben in sprachfremden Zeichensätzen.
Unter Windows können die Zeichen durch Halten der Alt-Taste Alt und Tippen der Ziffern des Zeichencodes auf dem Ziffernblock der Tastatur eingegeben werden.
Unter macOS kann mit Halten der Wahltaste ⌥ Option (entspricht der Alt-Taste auf PC-Tastaturen) in die dritte Belegungsebene der Tastatur gewechselt werden – hier finden sich dänische Kleinbuchstaben. Wird zusätzlich die Umschalttaste ⇧ Shift gehalten, wird in die vierte Belegungsebene mit dänischen Großbuchstaben gewechselt.
Bei Unix-, Linux- und ähnlichen Systemen können diese Buchstaben eingegeben werden, indem zuerst die Compose-Taste ⎄ Compose und danach mehrere andere Tasten getippt werden. Auf deutschen Tastaturen ist zudem die Erstellung mittels AltGr Taste möglich.
Vokale
Das Dänische besitzt 15 kurze und 12 lange Monophthonge.
vorne | zentral | hinten | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
ungerundet | gerundet | ungerundet | gerundet | ungerundet | gerundet | |||||||
lang | kurz | lang | kurz | lang | kurz | lang | kurz | lang | kurz | lang | kurz | |
geschlossen | iː | i | yː | y | uː | u | ||||||
halbgeschlossen | eː | e | øː | ø | oː | o | ||||||
mittel | ə1 | |||||||||||
halboffen | ɛː | ɛ | œː | œ | ʌ | ɔː | ɔ | |||||
fast offen | æː 2 | |||||||||||
offen | a | ɶː | ɶ | ɑː | ɑ | ɒː | ɒ |
- Das Schwa [ə] ist der unbetonte Vokal. Beispiel: mile [ˈmiːlə].
- Der fast offene Vokal /æː/ ist das lange Gegenstück zum offenen Vokal /a/.
Zuordnung Buchstabe – Laut:
- a ɑ; ɑː
- e e; eː; ə; ʌ
- i i; iː
- o o; oː
- u u; uː
- y y; yː
- æ a; æː; ɛ; ɛː
- ø ɶ; ɶː; œ; œː; ø; øː
- å ɒ; ɒː; ɔ; ɔː
Das Dänische besitzt 25 Diphthonge:
- [e:ɪ > e:] (eg, Stege), [ɛ:ɪ > ɛ:] (læge), [æ:ɪ > æ:] (bag, hage), [ɑ(:)ɪ] (leg, maj), [u(:)ɪ] (huje), [ʌ(:)ɪ] (løg, øje)
- [i(:)ʊ] (liv, blive), [e(:)ʊ] (blev, leve), [ɛ(:)ʊ] (bæve, hævne), [æ(:)ʊ] (lav), [a(:)ʊ] (hav, brage), [y(:)ʊ] (lyve), [ø(:)ʊ] (løve), [œʊ] (neutrum), [ɔ(:)ʊ] (lov, sove), [ʌ(:)ʊ] (låge, love)
- [i(:)ʌ] (Birte, fire), [e(:)ʌ] (flertal, mere), [ɛ(:)ʌ] (lærte, lære), [æ(:)ʌ] (verden, værre), [y(:)ʌ] (hyrde, hyre), [ø(:)ʌ] (hørte, høre), [œ(:)ʌ] (gørtler, gøre), [u(:)ʌ] (urmager, ure), [o(:)ʌ] (spurgte, bore)
Alternativ können sie analysiert werden als bestehend aus Vokal und /j ʋ r/.
Konsonanten
Das Dänische hat 17 Konsonanten.
bilabial | labio- dental |
dental | alveolar | palatal | velar | uvular | glottal | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Plosive | pʰ b̥ | tˢ d̥ | kʰ g̊ | |||||
Nasale | m | n | ŋ | |||||
Frikative | f v | ð | s z | ʁ | h | |||
Approximanten | ʋ | l | j |
Zuordnung Buchstabe - Laut:
- b b̥
- d ð
- f f; im Auslaut: v
- g g̊
- h h
- j j
- k kʰ
- l l
- m m
- n n; vor g und k: ŋ
- p pʰ
- r ʁ
- s s; im Auslaut: z
- t d̥; im Anlaut: tˢ
- v ʋ
Folgende Zeichenfolgen haben eine eigene Aussprache:
Quelle: Hans Basbøll, The phonology of Danish, Oxford 2005.