Ruhpolding
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Ruhpolding ist mit 147,84 Quadratkilometern die flächenmäßig größte Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Traunstein. Der gleichnamige Hauptort liegt im Ruhpoldinger Talkessel – dem Miesenbacher Tal – der Chiemgauer Alpen. Ruhpolding ist ein überregional bekannter Kur- und Fremdenverkehrsort und Sitz der Gemeindeverwaltung.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 46′ N, 12° 39′ O47.76333333333312.654444444444656 | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Traunstein | |
Höhe: | 656 m ü. NHN | |
Fläche: | 147,83 km2 | |
Einwohner: | 7153 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 48 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 83324 | |
Vorwahl: | 08663 | |
Kfz-Kennzeichen: | TS, LF | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 89 140 | |
Gemeindegliederung: | 72 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 83324 Ruhpolding | |
Website: | www.ruhpolding-rathaus.de | |
Erster Bürgermeister: | Justus Pfeifer (CSU) | |
Lage der Gemeinde Ruhpolding im Landkreis Traunstein | ||
Der Name Ruhpolding leitet sich aus dem bajuwarischen „Rupoltingin“ ab und bedeutet „bei den Leuten des berühmten Starken“ (Ru(d) = berühmt, pold = stark bzw. kräftig, ingin = Leute des). Der Aussprache des Bairischen gemäß wird der Ortsname korrekterweise auf der ersten Silbe betont (Rùhpolding) und nicht auf der zweiten Silbe (Ruhpòlding). Im lokalen Dialekt wird der Ortsname als [ruàbbàding] ausgesprochen (Unterstreichung kennzeichnet Betonung; à steht für ein sehr helles a).[2]
Nachbargemeinden
Die Gemeinde Ruhpolding wird von folgenden Nachbargemeinden umgeben:
Bergen, Staudach-Egerndach | Siegsdorf | Inzell |
Unterwössen | ||
Reit im Winkl | Unken | Schneizlreuth |
Sie ist Grenzgemeinde zum Land Salzburg in Österreich. Nachbargemeinden sind in Deutschland Siegsdorf, Inzell, Schneizlreuth, Reit im Winkl, Unterwössen, Staudach-Egerndach und Bergen. Im Süden liegt die österreichische Gemeinde Unken.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus 72 Gemeindeteilen,[3] die sich wie folgt auf die drei Gemarkungen verteilen:[4]
Gemarkung Ruhpolding ≈ ursprüngliche Gemeinde Ruhpolding (1818–1882) |
Gemarkung Vachenau ≈ ehemalige Gemeinde Vachenau (1818–1882) |
Gemarkung Zell ≈ ehemalige Gemeinde Zell (1818–1882) |
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Der Gemeindeteil Ramsen (ehemalige Gemeinde Zell) wurde mit Wirkung vom 1. Dezember 1996 in die östliche Nachbargemeinde Inzell umgegliedert.[5]
Die Gemarkungen der drei ursprünglichen Gemeinden aus denen 1882 das vergrößerte Gemeindegebiet entstand, bestehen in ähnlicher Abgrenzung fort. Am 1. Januar 1970 wurden drei unbewohnte gemeindefreie Gebiete, die jeweils eine namensgleiche Gemarkung sind, in die Gemeinde Ruhpolding eingegliedert.
Gemarkungs- schlüssel | Gemarkung | Fläche[6] km² | Eingemeindung |
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9875 | Ruhpolding | 28,75 | - |
9876 | Vachenau | 14,80 | 1. Januar 1882 |
9877 | Zell | 18,70 | 1. Januar 1882 |
9878 | Seehauser Forst | 28,57 | 1. Januar 1970 |
9874 | Urschlauer Forst | 26,28 | 1. Januar 1970 |
9879 | Zeller Forst | 30,88 | 1. Januar 1970 |
Gemeinde Ruhpolding | 147,83 |
Der Seehauser Forst umschließt drei Exklaven der Gemarkung Vachenau:
- Wiedmooser (Widdmoser) Mahd?
- Förchensee mit dem Weiler Seehaus
- Spitzau-Alpe
Der Urschlauer Forst umschließt vier Exklaven der Gemarkung Ruhpolding:
- Urschlau (Gemeindeteil)
- …
- Gründberg-Alpe
- Längauer Alm
Topographie
Der tiefste Punkt der Gemeinde mit rund 630 Meter liegt an der Weißen Traun kurz vor Eisenärzt, ihr höchster Punkt mit 1961 Meter ist der Gipfel des Sonntagshorns im Süden. Die maximale Höhendifferenz beträgt 1331 Meter. Das Ortszentrum befindet sich auf 656 Meter Meerhöhe.
Berge
- Sonntagshorn (1961 m)
- Vorderlahnerkopf (1907 m)
- Reifelberg (1883 m)
- Hirscheck (1882 m)
- Dürrnbachhorn (1776 m)
- Aibleck (1756 m)
- Hochgern (1748 m)
- Gurnwandkopf (1691 m)
- Wildalphorn (1690 m)
- Hörndlwand (1684 m)
- Hochfelln (1674 m)
- Rauschberg (Hinterer Rauschberg – 1671 m)
- Kreuzschneid (1609 m)
- Zenokopf (1603 m)
- Haaralmschneid (1595 m)
- Streicher (1594 m)
- Hasenpoint (1587 m)
- Silleck (1585 m)
- Augenstein (1584 m)
- Weißgrabenkopf (1578 m)
- Fahsteigenschneid (1562 m)
- Gröhrkopf (1562 m)
- Hochsattel (1547 m)
- Sulzgrabenkopf (1521 m)
- Bischofsstuhl (1516 m)
- Mansurfahrn (1513 m)
- Ochsenlahnerkopf (1500 m)
- Hochbrunstkopf (1499 m)
- Eisenberg (1490 m)
- Kleiner Rechenberg (1486 m)
- Thoraukopf (1481 m)
- Hochscharten (1474 m)
- Strohnschneid (1465 m)
- Nesselauer Schneid (1440 m)
- Unternberg (1425 m)
- Schlösselschneid (1416 m)
- Hausgrabenkopf (1412 m)
- Durlachkopf (1395 m)
- Rehwaldkopf (1395 m)
- Zwölferspitz (1386 m)
- Rötlwandkopf (1379 m)
- Grenzkendlkopf (1365 m)
- Adlerkopf (1338 m)
- Richtstrichkopf (1322 m)
- Kraxenbachschneid (1320 m)
- Lanzeleck (1292 m)
- Saurüsselkopf (1270 m)
- Reitstein (1250 m)
- Scheichenberg (1243 m)
- Zinnkopf (1227 m)
- Haargaßberg (1210 m)
- Prügelbergkopf (1202 m)
- Seekopf (1173 m)
- Platte (1168 m)
- Sulzbergschneid (1159 m)
- Seßseekopf (1153 m)
- Gschwendlmahd (1139 m)
- Schmiedkopf (1138 m)
- Haßlberg (1117 m)
- Danzingschneid (1111 m)
- Neustadler Berg (1078 m)
- Westerberg (1076 m)
- Zeller Berg (1065 m)
- Mühlalpkopf (1061 m)
- Sackgrabenrücken (1057 m)
- Mahdeck (1014 m)
- Boiderköpfl (917 m)
- Auer Berg (903 m)
- Menkenberg (798 m)
- Adlerhügel (772 m)
- Kirchberg (706 m)
Gewässer
Fließgewässer
Der Ruhpoldinger Talkessel wird von der Weißen Traun entwässert – hervorgegangen aus Seetraun und Fischbach. Ihr bedeutendster Nebenfluss ist die linksseitig einmündende Urschlauer Achen. Ausnahmen sind die im äußersten Nordwesten der Gemeinde entspringende Weiße Achen, die nach Nordnordosten in Richtung Bergen und Chiemsee zieht und der Froschbach, der zur Roten Traun hin abfließt. Ein Spezialfall ist ferner der Große Wappbach im äußersten Südwesten, der im Weitsee endet.
Einzugsgebiet Weiße Traun:
- Weiße Traun
- Windbach (rechtsseitig)
- Etzgraben
- Wiedmoosgraben
- Edergraben
- Zwicklinger Graben
- Waicher Graben (linksseitig)
- Urschlauer Achen
- Eschelmoosbach (rechter Quellbach)
- Weißgraben
- Längauer Graben
- Röthelmoosbach (linker Quellbach)
- Gschwendbach
- Sulzenmoosgraben
- Weingartengraben (rechtsseitig)
- Hachelgraben (linksseitig)
- Nesselauer Graben
- Thoraubach
- Eschelmoosbach (rechter Quellbach)
- Steinbach
- Strohngraben (rechtsseitig)
- Hausberggraben
- Erbergraben (linksseitig)
- Haargaßgraben
- Brandlgraben
- Wundergraben
- Tiefenbach
- Dießelbach
- Fischbach (rechter Quellfluss)
- Schwarzachen (rechtsseitig)
- Lanzelecker Bach
- Hinterer Schwarzachen
- Weißgraben
- Danzingbach
- Hinterer Kraxenbach
- Mittlerer Kraxenbach
- Vorderer Kraxenbach
- Lanzelecker Bach
- Sackgraben
- Fahsteigenbach (linksseitig)
- Schwarzachen (rechtsseitig)
- Seetraun (linker Quellfluss)
- Rammelbach (rechtsseitig)
- Ostertalgraben
- Mittlerer Zettelgraben
- Kühbachgraben (linksseitig)
- Rammelbach (rechtsseitig)
- Windbach (rechtsseitig)
Vom Einzugsgebiet der Weißen Traun unabhängig:
- Froschbach
- Pointner Graben (rechtsseitig)
- Ramslergraben (linksseitig)
- Großer Wappbach
- Weiße Achen
- Kaumgraben (rechtsseitig)
Seen
An Seen sind zu erwähnen:
Almen
Auf dem Gemeindegebiet von Ruhpolding befinden sich folgende Almen, die großteils noch bewirtschaftet und teilweise auch bestoßen sind:
- Boider Alm
- Blickneralm
- Branderalm
- Dandlalm
- Eschelmoosalm
- Farnbödenalm
- Fischbachalm (verfallen)
- Geieralm
- Gschwendlalm
- Haaralm
- Haargaßalm
- Hocherbalm
- Hochkienbergalm
- Kaitlalm
- Kienbergalm
- Langerbaueralm
- Laubauer Maisalm
- Längauer Alm
- Linner-Mais-Alm
- Lödenalm
- Nesselauer Alm
- Plenkalm
- Rabenmoosalm
- Raffneralm
- Rauschbergalm
- Röthelmoosalm
- Sackgrabenalm
- Schwarzachenalm
- Simandlmaisalm
- Steinbergalm
- Strohnalm
- Tannbergalm
- Thoraualm
- Unternbergalm
- Waicher Maisalm
Darüber hinaus sind in abgelegenen Berggegenden einige Bergwacht- und Diensthütten vorhanden.
Das Klima in Ruhpolding – nach Köppen-Geiger ein feuchtes Kontinentalklima (D-Klima) – ist gemäßigt und für deutsche Verhältnisse relativ mild. Das ganze Jahr über werden erhebliche Niederschläge registriert. Die Jahres-Durchschnittstemperatur beträgt 7,6 °C. Innerhalb eines Jahres gibt es durchschnittlich 1840 mm Niederschlag.[7]
Im Jahr 2009 war der Ortsteil Seehaus gemäß der Wetterbilanz des Deutschen Wetterdienstes mit einer Niederschlagshöhe von 2456 Millimeter (entspricht 2456 Liter/m²) der nasseste Ort Deutschlands.[8] Der langjährige Durchschnitt liegt dort bei 2230 mm. Seehaus liegt fünf Kilometer südlich von Ruhpolding in einem engen schattigen Talkessel, weshalb es dort zu mehr Stauregen und Schneefall kommt.
Die unweit des Alpennordrandes gelegene Gemeinde Ruhpolding kann geologisch zwei sehr unterschiedlichen Terranen zugeordnet werden. Im Nordosten ihres sehr großen Gemeindegebiets hat sie noch Anteil an der rhenodanubischen Flyschzone mit ihren sanft gerundeten, mittelgebirgsartigen Geländeformen, wie beispielsweise am Zinnkopf. Der Löwenanteil der Gemeinde befindet sich jedoch in den Nördlichen Kalkalpen, die hier in Tirolikum und Bajuvarikum unterteilt werden. Beide Einheiten sind tektonische Deckenkomplexe, die während der gegen Nordwest gerichteten alpinen Deckenstapelung in der ausgehenden Unterkreide angelegt und im Oberen Eozän auf die Flyschzone gepresst wurden. Das Tirolikum überfährt seinerseits das Bajuvarikum und bildet somit die höher liegende Staufen-Höllengebirgs-Decke, die im Südosten anzutreffen ist. Ihre aus Wettersteinkalk des mitteltriassischen Ladiniums aufgebaute Deckenstirn verläuft in etwa in ostnordöstlicher Richtung vom Hochkienberg über Rauschberg bis hin zum Zwiesel und Hochstaufen. Das Bajuvarikum nimmt den gesamten Zentral- und Westteil der Gemeinde ein und kann seinerseits in zwei Deckenkomplexe unterteilt werden – die Lechtal-Decke im Süden und die Allgäu-Decke im Norden. Die Allgäu-Decke überschiebt die Flyschzone, stellt aber nur noch ein schmales Band dar und ist am Zeller Berg einzusehen. Die Lechtal-Decke ist weit umfangreicher und bildet mehrere Sattel- und Muldenzüge (bzw. deren abgerissene Flanken), die vom Westen in Ostsüdost-Richtung in den Ruhpoldinger Talkessel hereinziehen. Sehr schöne Beispiele hierfür sind die Thorau- und die Haaralmschneid. Der Hochfelln ist eine Einsattelung im Stirnbereich der Lechtal-Decke, die im Wesentlichen von Hauptdolomit des obertriassischen Noriums unterlagert wird. Seinen Gipfel krönen jedoch aufgeschobener Oberrhätkalk und Unterjura. Der höchste Berg Ruhpoldings – das 1961 Meter hohe Sonntagshorn – gehört zur tirolischen Staufen-Höllengebirgs-Decke und baut sich aus flach nach Süden einfallenden Hauptdolomit an seiner Basis auf, die Gipfelpyramide besteht aber aus Plattenkalk.
Quartäre Kaltzeiten
Die Kaltzeiten des Quartärs sind in der Gemeinde Ruhpolding ausgiebigst durch Moränen, Trogtäler, Hängetäler und Kare dokumentiert. Nachweisen lassen sich die beiden letzten Vereisungen, die Riß- und die Würm-Kaltzeit, wobei die Riß-Kaltzeit wesentlich einschneidender in ihren Auswirkungen war – zu erkennen an ihrer Endmoräne bei Gastag und Gschwend kurz vor Eisenärzt, die wesentlich weiter nach Norden vorgedrungen war als die Endmoräne der Würm-Kaltzeit bem Ortsteil Vordermiesenbach. Wahrscheinlich ist auch noch auf eine ältere Kaltzeit zu schließen, da östlich von Eisenärzt unterhalb einer Riß-Schotterterrasse verhärtete Nagelfluhschotter angetroffen werden. Dass die eiszeitlichen Gletscher eindeutig aus dem Zentralalpengebiet kamen, wird durch zahlreiche Kristallin-Erratika bewiesen. Von großer Bedeutung für den Ruhpoldinger Talkessel waren zweifellos der Seetraun-Gletscher, der rechterhand vor Erreichen des Talkessels den Fischbach-Gletscher aufnahm, sowie linkerhand der Urschlauer-Achen-Gletscher, der sich erst kurz vor Ruhpolding mit dem aus Seetraun- und Fischbach-Gletscher hervorgegangenen Weißtraungletscher vereinigte. Seetraun-Gletscher und Urschlauer-Achen-Gletscher standen mit dem Tiroler-Ache-Gletscher in Verbindung und der Fischbach-Gletscher mit dem Saalach-Gletscher. Die Riß-zeitlichen Maximalstände des Ferneises betrugen 1200 Meter über N. N. beim Ortsteil Seehaus, noch 1000 Meter in der Laubau und 800 Meter in Ruhpolding. Der Riß-Gletscher hatte folglich im Ortskern immerhin noch eine Dicke von rund 150 Meter aufzuweisen.[9]
Ruhpolding-Formation
Nach Ruhpolding wurde die Ruhpolding-Formation benannt, ein oberjurassischer Radiolarit des Oxfordiums. Dieses Tiefwassersediment markiert einen gravierenden Einschnitt im Sedimentationsgeschehen der Nördlichen Kalkalpen, der als Ruhpoldinger Wende bezeichnet wird. Die Formation hat im gesamten Alpenraum eine weite Verbreitung und fungiert dann im weiteren Sinne als Ruhpolding-Gruppe.