Sudan
Staat in Nordostafrika / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Sudan?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Die Republik Sudan ([zu’daːn], auch [’zuːdan], englisch Republic of the Sudan, arabisch جمهورية السودان, DMG Ǧumhūriyyat as-Sūdān) ist ein Staat in Nordost-Afrika mit Zugang zum Roten Meer. Er grenzt im Norden an Ägypten, im Osten an Eritrea, im Südosten an Äthiopien, im Süden an den Südsudan, im Südwesten an die Zentralafrikanische Republik, im Westen an den Tschad und im Nordwesten an Libyen. Mit einer Fläche von mehr als 1,8 Millionen Quadratkilometern ist das Land etwa fünfmal so groß wie Deutschland und drittgrößter Flächenstaat des afrikanischen Kontinents. Aufgrund von regionalen Separatistenbewegungen und regelmäßigen Militärputschen ist der Sudan heute als zusammengehöriges, souveränes Staatsgebilde allerdings nicht mehr existent.
Die Republik Sudan ist seit dem 1. Januar 1956 unabhängig von der bisherigen Kolonialmacht Vereinigtes Königreich (Anglo-Ägyptischer Sudan). Im Jahr 1989 kam Umar al-Baschir durch einen Militärputsch an die Macht und regierte das Land fortan als Präsident mit repressiven Mitteln. Durch seine autoritäre Regierung kam es regelmäßig zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte. Im April 2019 wurde al-Baschir nach 30-jähriger Amtszeit nach einem weiteren Militärputsch verhaftet und abgesetzt. Militärführung und zivile Opposition einigten sich im selben Jahr auf eine Übergangsregierung, die das Land innerhalb von fünf Jahren demokratisieren sollte. Diese Demokratisierung hat bislang allerdings noch kaum stattgefunden und wurde bereits durch mehrere weitere Militärputsche unterbrochen. Im April 2023 brachen Kämpfe zwischen verschiedenen Teilen des Militärs aus.
Seit dem Referendum vom 9. Juli 2011 ist der Südsudan vom Sudan unabhängig. Bis zur Unabhängigkeit des Südsudan war der Sudan der größte afrikanische Flächenstaat. Von den etwa 45 Millionen Einwohnern lebt über ein Fünftel in der Hauptstadtregion um Khartum.
Der Landesname ist eine Kürzung der mittelalterlichen arabischen Bezeichnung Bilād as-Sūdān, „Land der Schwarzen“, womit im konkreten Fall die christianisierten Reiche in Nubien gemeint waren. Grammatisch leitet man das Wort von der weiblichen Form von aswad (arabisch أسود, DMG aswad ‚schwarz‘) ab. Als Sudan wird auch die Savannenzone Westafrikas südlich der Sahara von der Atlantikküste bis in den Norden Nigerias bezeichnet; im Osten gehören hierzu unter anderem Teile des Tschad und Darfurs im Sudan und Südsudan.
„Sudan“ hat im Deutschen ein männliches Genus (‚der Sudan‘, ‚im Sudan‘).[6] Der Ständige Ausschuss für geographische Namen sieht bei der Verwendung der Kurzform des Landesnamens keinen Artikel vor. In der Schweiz wie auch in Österreich wird jedoch auch offiziell die Kurzform des Landesnamens mit männlichem Geschlecht und Artikel verwendet.[7][8][9] Im allgemeinen Sprachgebrauch ist im Nominativ, Dativ und Akkusativ auch in Deutschland die Benutzung des Maskulinums üblich.[6]
Topografie
Der Sudan liegt im nordöstlichen Afrika.[10] Mit einer Fläche von 1.861.484 km² bedeckt das Staatsgebiet etwas mehr als sechs Prozent des Kontinents. Unter den afrikanischen Staaten sind nur Algerien und die Demokratische Republik Kongo flächenmäßig größer.
Insgesamt verfügt der Sudan über eine Staatsgrenze von 6819 km Länge.[11] Im Norden grenzt er 1276 km an Ägypten, wobei der Grenzverlauf weitgehend dem 22. Breitengrad Nord entspricht. Davon weichen drei Gebiete ab, deren Besitz jeweils umstritten ist: das Hala’ib-Dreieck, das Gebiet um Bir Tawil und das Wadi Halfa Salient. Im Nordosten hat der Sudan einen 853 km langen Zugang zum Roten Meer und damit eine Verbindung zum Indischen Ozean. Im Osten grenzt der Sudan an Eritrea (682 km), im Südosten an Äthiopien (744 km), im Süden an den Südsudan (2158 km), im Südwesten an die Zentralafrikanische Republik (174 km), im Westen an den Tschad (1403 km) und im Nordwesten an Libyen (382 km). An der Südgrenze ist die Zugehörigkeit des Abyei-Gebietes zwischen dem Sudan und dem Südsudan umstritten.
Relief
Sein Relief wird von der Beckenlandschaft des Nils und seinen Randgebirgen bestimmt. So erhebt sich im Nordosten das Bergland des Dschibal al-Bahr al-ahmar am Roten Meer, das eine Höhe bis 2259 m erreicht. Den südwestlichen Beckenrand stellen die Nordäquatorialschwelle und die Zentralafrikanische Schwelle dar, die auch die Wasserscheide zwischen Nil- und Kongosystem bilden. Im Westen erhebt sich ein Basaltgebirge auf dem Marra-Plateau, dessen höchste Erhebung mit 3088 m der Berg Marra, gleichzeitig der höchste Berg des Sudan, ist und die geographische Grenze zum Tschadbecken bildet. Im Zentrum erheben sich die Nuba-Berge, die zwischen 500 m und 1325 m hoch sind. Im Norden geht das Land beiderseits des Nils in die Sahara über, wobei der Teil westlich des Nils als Libysche Wüste und der Teil östlich des Nils als Nubische Wüste bezeichnet werden. In der Region um Khartum, wo Weißer Nil und Blauer Nil zum eigentlichen Nil zusammenfließen, breiten sich weite, flache Tonebenen aus.
Klima
Hohe Temperaturen und Sommerregen besonders im Süden kennzeichnen das tropische Klima des Sudan. In der Regenzeit von April bis November verteilen sich die Niederschlagsmengen von 1500 Millimeter im Süden auf weniger als 100 Millimeter im Norden. Die mittleren Monatstemperaturen liegen zwischen 24 Grad Celsius und 32 Grad Celsius.[12] Dabei können die Temperaturen aufgrund des Wüstenklimas im Norden 41 Grad Celsius am Tag und 4 Grad Celsius in der Nacht erreichen.
Hydrologie
Aus hydrologischer Sicht ist der Sudan überwiegend vom Nil beeinflusst. Der größte Teil des ostafrikanischen Landes befindet sich in seinem Einzugsgebiet. Allerdings verliert der Nil im Sudan in erster Linie auf Grund des Wüstenklimas Wasser. An den Nilufern wird Bewässerungsfeldbau betrieben. Die Überschwemmungskatastrophe im Sommer 2020 wurde durch starke Regenfälle am Oberlauf des Blauen Nils verursacht. Fast alles Flusswasser kommt entweder aus dem äquatorialen Afrika oder aus Äthiopien. Daneben gibt es einige Küstenflüsse, die aber zumeist auf Grund der hohen Aridität trocken sind. Im Westen des Landes gibt es Verbindungen zum Tschadbecken und zu anderen endorheischen Becken.
Flora und Fauna
Die Vegetation reicht von spärlichstem Pflanzenwuchs in den nördlichen Wüsten und Halbwüsten über Dornstrauchsavannen in der Sahelzone, Trockensavanne mit Hochgras bis zu Feuchtsavannen. Der Waldbestand hat zwischen 1990 und 2000 um 1,4 Prozent abgenommen.[13] Die vielfältige Tierwelt umfasst vor allem im Zentralsudan Elefanten, Büffel, Giraffen, Antilopen, Hyänen, Löwen, Flusspferde und Krokodile sowie zahlreiche Greif- und Wasservögel.
Nationalparks
Im Sudan gibt es zehn Nationalparks (Stand 2006). Das Schutzgebietssystem umfasst dabei aber auch Naturschutz- und Vogelschutzgebiete. Der Berg Barkal mit der historischen Stadt Sanam gehören zum Welterbe der UNESCO und beide zusammen bilden die antike Hauptstadt Napata des Königreiches von Kusch.
Demografie
Sudan hatte 2022 47,2 Millionen Einwohner.[15] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,4 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 31,5 pro 1000 Einwohner[16] vs. Sterbeziffer: 7,0 pro 1000 Einwohner[17]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 4,3, die der Region Sub-Sahara-Afrika betrug 4,6.[18] Die Lebenserwartung der Einwohner Sudans ab der Geburt lag 2020 bei 65,5 Jahren[19] (Frauen: 67,4[20], Männer: 63,7[21]). Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 19,7 Jahren.[22]
Jahr | Einwohner |
---|---|
1905 (offizielle Schätzung)[23] | 1.853.000 |
1910 (offizielle Schätzung)[23] | 2.400.000 |
1993 (Zensus)[24] | 25.588.429 |
2003 (offizielle Schätzung)[24] | 33.333.648 |
2009 (Berechnung)[24] | 38.312.007 |
2016 (Berechnung für Nordsudan)[11] | 36.729.501 |
2022[25] | 47.249.580 |
Städte
Im Jahr 2021 lebten 36 Prozent der Einwohner Sudans in Städten.[26] Das größte Ballungsgebiet ist Khartum.
Die Städte mit über einer Million Einwohner (Berechnung 2007)[27] sind Omdurman (3.127.802 Einwohner), die Hauptstadt Khartum (2.207.794 Einwohner) und al-Chartum Bahri (1.725.570 Einwohner), die sich in enger Nachbarschaft am Zusammenfluss des Weißen Nils mit dem Blauen Nil befinden. Alle anderen Städte bleiben unter der Grenze von 500.000 Einwohnern mit Ausnahme von Nyala im Süd-Darfur. Unverzichtbar für den Außenhandel ist die Stadt Bur Sudan, die über den einzigen Meerhafen des Landes verfügt. Entlang des Nils findet man noch folgende größere Städte von Nord nach Süd: Wadi Halfa, Atbara, Kusti und Rabak.
Völker
Die Prozentzahlen beziehen sich noch auf den Sudan einschließlich des im Juli 2011 abgespaltenen Südsudan. 36 % der Bevölkerung waren vor dieser Zeit arabischer Abstammung (Sudanaraber).
Die zweitgrößte Volksgruppe des Landes waren mit 12 % die Dinka, welche die dominierende Bevölkerungsgruppe im Südsudan darstellen. Daneben leben im Norden am Nil die Nubier mit 9 %, die seit Jahrtausenden auch jenseits der Landesgrenze im südlichen Ägypten lebten. Das drittgrößte Volk waren die Nuer mit 6 % Gesamtbevölkerungsanteil. Die Azande mit 5 % waren historisch die politisch einflussreichste Volksgruppe des Südens, bis sie unter der türkischen Herrschaft im 19. Jahrhundert wie die anderen Schwarzafrikaner marginalisiert wurden und teils als Basis für den Sklavenhandel dienten. Eine Minderheit waren die Bari im Südosten mit 3 %. Insgesamt waren 52 % der Bevölkerung des ungeteilten Landes Schwarzafrikaner.
9 % gehörten vor der Teilung zu den kuschitischen Völkern, von denen die Bedscha mit 8 % die überwältigende Mehrheit bilden.
2 % waren zuvor Ausländer – zumeist Flüchtlinge vor diversen Kriegen in Afrika sowie Europäer – und 1 % anderer Zugehörigkeit.[11]
Sprachen
Englisch ist als Amtssprache verbreitet. Rund die Hälfte der Sudanesen ist im Arabischen verwurzelt, der zweiten Amtssprache, die vor allem im Norden gesprochen wird (davon sprechen es 42 Prozent als Muttersprache, im Süden dient Sudanarabisch als Verkehrssprache). Die übrige Bevölkerung spricht überwiegend nilosaharanische Sprachen, darunter die nilotischen Sprachen Nuer-Dinka (12 Prozent Dinka, 6 Prozent Nuer; werden vor allem im Süden gesprochen) und Bari (3 Prozent; im Südosten) sowie Nubisch (9 Prozent; am mittleren Nil). Die drittgrößte Sprachgruppe sind die kuschitischen Sprachen, von denen mit Abstand am meisten das Bedscha (8 Prozent; im Nordosten) gesprochen wird. Weiterhin werden auch ubangische Sprachen gesprochen – die bedeutendste ist Azande (5 Prozent; im Südwesten), eine kleine Bevölkerungsgruppe spricht auch Ndogo.
Religionen
Im bis Juli 2011 auch den Südsudan umfassenden Sudan waren etwa 70 % der Bevölkerung sunnitische Muslime, 25 % Anhänger ethnischer Religionen und 5 % Christen.[11] Die Nichtmuslime leben hauptsächlich im Süden des Landes und in Khartum. Mit dem Übertritt zum Islam oder Christentum ist gleichermaßen ein sozialer Aufstieg verbunden. Die selbst eingeschätzte Zuschreibung zu einer Religion entspricht daher im Süden auch einer gesellschaftlichen Einordnung. Verschiedene afrikanische Religionen haben in unterschiedlichem Maße die beiden abrahamitischen Religionen beeinflusst.
Der sunnitische Islam ist im Sudan die deutlich dominierende Religion, wurde aber nicht in den Status einer verfassungsmäßigen Staatsreligion erhoben.[28] Zugleich wird der Islam jedoch seit 1989 von der Regierung bevorzugt und wie eine Staatsreligion behandelt.[29] Die geltenden Scharia-Gesetze sind Teil eines staatlichen Islamisierungsprozesses, dem die Muslimbrüder unter Hasan at-Turabi zustimmen. Die Anhänger von Muhammad Ahmad, der sich selbst zum Mahdi ausrief, gerieten nach der Unterdrückung des Mahdi-Aufstandes politisch in den Hintergrund. Unter der muslimischen Bevölkerung haben sich verschiedene Sufi-Orden (Tariqa) weit verbreitet. Dazu zählen die Qadiriyya, die im 19. Jahrhundert eingeführten Bruderschaften der Sammaniya und vor allem der Khatmiyya. Gegen den offiziellen Islam behaupten sich in der traditionell liberalen sudanesischen Gesellschaft volksislamische Rituale wie der Zar-Kult.
Die Christen sind mehrheitlich Anhänger der römisch-katholischen Kirche im Sudan, die im Süden um 1900 in der Region um Wau gleichzeitig mit den britischen Anglikanern um Bor zu missionieren begannen. Die amerikanische Presbyterian Church fand bei den Nuer am Oberen Nil ihr Betätigungsfeld. Seit Ende des Bürgerkriegs breiten sich im Süden verstärkt amerikanisch-evangelikale Gruppierungen aus.[30] Es gibt einige Kopten im Norden, die zum Teil auch aus Ägypten stammen.
Im afrikanischen Vergleich sind im Südsudan traditionelle Religionen wie die der Dinka noch überdurchschnittlich verbreitet. Nichtreligiöse Weltanschauungen sind selten.
Der Sudan verfügt über kein ausreichendes soziales Sicherungssystem. Die soziale Absicherung und die medizinische Versorgung sind unzureichend. 4,6 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Unabhängigkeit der Republik Südsudan im Juli 2011 und der dort immer wieder entflammende Bürgerkrieg lässt zudem zahllose Süd-Sudanesen Zuflucht im Sudan suchen. In dieser politisch instabilen Situation fehlen dem Staat die Ressourcen, um elementare Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheit, Wasserversorgung sowie Sanitäreinrichtungen ausreichend zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich erschweren wiederkehrende Dürren im Osten des Landes die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Wasser.[31]
Jahr | Lebenserwartung in Jahren |
Jahr | Lebenserwartung in Jahren |
Jahr | Lebenserwartung in Jahren |
---|---|---|---|---|---|
1960 | 48,2 | 1990 | 55,5 | 2020 | 66 |
1965 | 50,2 | 1995 | 56,5 | ||
1970 | 52,2 | 2000 | 58,0 | ||
1975 | 53,6 | 2005 | 59,8 | ||
1980 | 54,2 | 2010 | 62,0 | ||
1985 | 54,8 | 2015 | 63,7 |
Quelle: Weltbank[32]
Bildung
Die Analphabetenquote liegt bei 31,4 % unter Frauen und 16,7 % unter Männern. Die älteste sudanesische Universität ist die Universität Khartum, die 1956 aus dem im Jahr 1902 gegründeten Gordon Memorial College entstand.
Binnenmigration
Mehr als zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der Khartumer Regierung und der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) 2005, das den 21 Jahre währenden Bürgerkrieg beendet hat, wird die Anzahl der intern Vertriebenen immer noch auf fünf Millionen Menschen geschätzt, davon nahezu zwei Millionen in der Darfur-Region. Nach dem Abkommen waren es vor allem Vertriebene aus dem Süden des Landes, denen sich neue Möglichkeiten zur Rückkehr eröffnet haben. Dennoch bleibt der Sudan das Land mit den meisten Binnenvertriebenen weltweit, so das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) in Genf.[33]
Sklaverei
Die Sklaverei im Sudan lässt sich bis in alt-ägyptische Zeiten mit Quellen belegen. Auch im 20. Jahrhundert war sie noch anzutreffen, trotz der Abschaffungs-Bemühungen der Briten im Anglo-Ägyptischen Sudan im 19. Jahrhundert.
Die schriftlich überlieferte Geschichte des Sudan reicht bis in die Pharaonenzeit zurück, die Besiedlungsgeschichte bis weit in die Altsteinzeit. Für das alte Ägypten war Nubien als Lieferant von Gold und Sklaven von Bedeutung; mit Beginn der 12. Dynastie (1991–1785 v. Chr.) wurde es dem ägyptischen Kernland einverleibt. Als Folge der Auflösung des Neuen Reiches vom 12. Jahrhundert v. Chr. an entstand in Nubien im 9. Jahrhundert v. Chr. das Reich von Kusch, das bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bestand. In den Jahren 712–664 v. Chr. beherrschte Kusch die „kuschitische Dynastie“ von ganz Ägypten.
Etwa gleichzeitig mit der Christianisierung der Region bildeten sich bis zum sechsten Jahrhundert n. Chr. die drei nubischen Königreiche Nobatia, Makuria und Alodia heraus. 651 schloss das inzwischen von muslimischen Arabern beherrschte Ägypten mit Nubien einen Friedensvertrag; er begründete bis zum 14. Jahrhundert relativ stabile Beziehungen. Im Zentralsudan entstanden die Sultanate Darfur und Sannar, die bis ins 18. Jahrhundert Bedeutung hatten. Nach der Christianisierung und der Entstehung christlicher Königreiche wurde der Sudan – mit Ausnahme des Südens – zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert islamisiert.
Im frühen 19. Jahrhundert begannen die osmanischen Vizekönige von Ägypten, den Sudan zu erobern. Gegen die ägyptische Besetzung fand von 1881 bis 1899 unter dem islamisch-politischen Führer Muhammad Ahmad, dem selbsternannten Mahdi, der Mahdi-Aufstand statt. Dieser gilt als der erste erfolgreiche Aufstand eines afrikanischen Landes gegen den Kolonialismus und führte am Ende des 19. Jahrhunderts zur Bildung eines eigenen Staates. Das sog. Kalifat von Omdurman existierte 15 Jahre und wurde 1898 durch eine anglo-ägyptische Streitmacht in der Schlacht von Omdurman zerstört. Nach der Rückeroberung des Sudan wurde 1899 ein britisch-ägyptisches Kondominium errichtet. Faktisch blieb der Sudan bis 1953 britische Kolonie.
Nach dem Sturz König Faruqs von Ägypten 1952 und einer Phase der vorbereitenden Machtübergabe war für den Sudan der Weg in die Unabhängigkeit frei. Am 1. Januar 1956 wurde nach einer Volksabstimmung die Republik Sudan ausgerufen. Aus den Parlamentswahlen ging die Nationale Unionspartei (Umma-Partei, kurz UP) als Siegerin hervor und ihr Vorsitzender Ismail al-Azhari wurde erster Ministerpräsident des Landes. Aufgrund innerparteilicher Differenzen wurde noch im selben Jahr sein Rivale Abdullah Chalil neuer Ministerpräsident. Wegen der weiteren Instabilität der Koalitionsregierung und einer angeblich drohenden ägyptischen Invasion wandte sich Chalil 1958 mit der Bitte an den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Ibrahim Abbud, zu intervenieren. Nach dem Militärputsch wurde Abbud zunehmend mit Revolten, Komplotten und dem Bürgerkrieg im Südsudan konfrontiert. Da er mit diesen Problemen nicht fertig wurde, trat er aufgrund öffentlicher Proteste 1964 zurück und übergab die Amtsgeschäfte an eine Zivilregierung unter Ministerpräsident Sirr al-Chatim al-Chalifa. Ismail al-Azhari wurde Vorsitzender eines als Staatsoberhaupt fungierenden Souveränitätsrates. Im November 1964 wurde das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.[34][35]
In den Folgejahren war keine politische Stabilität zu erreichen. 1965 wurde Muhammad Ahmad Mahdschub, 1966 Sadiq al-Mahdi, 1967 erneut Muhammad Ahmad Mahdschub und 1969 Babikar Awadullah Ministerpräsident.
Diese Situation nutzte Oberst Dschafar an-Numairi 1969 zu einem weiteren Militärputsch. Numairis Politik orientierte sich an seinem ägyptischen Vorbild Gamal Abdel Nasser und so wurden einige sozialistische und panarabische Reformen durchgeführt. Die Sudanesische Sozialistische Union (SSU) wurde als alleinige Partei im Staat installiert. 1971 wurde er kurz durch einen kommunistischen Putsch entmachtet, danach aber wieder eingesetzt. Daraufhin wurde er zum Präsidenten gewählt, und es gelang ihm 1972, einen 17 Jahre andauernden Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Regierung und den Rebellen des Südsudan (SPLA) mit dem Addis-Abeba-Abkommen zu beenden. 1981 vollzog er eine Hinwendung zu einer islamistischen Regierung. 1983 führt er die Scharia im ganzen Land, auch im jetzt autonomen Südsudan, ein. Das Addis-Abeba-Abkommen verletzend löste er die südsudanesische Regierung auf. Dadurch trieb er die Erneuerung des Bürgerkriegs voran. Die politische Unruhe im Land nahm die Armee unter General Swar ad-Dahab 1985 zum Anlass für einen weiteren Militärputsch und die Abhaltung von Wahlen. Die Scharia blieb aber weiterhin in Kraft. Sadiq al-Mahdi wurde 1986 erneut zum Ministerpräsidenten gewählt.
1989 kam es aufgrund einer zunehmenden politischen Instabilität zu einem Militärputsch unter Generalleutnant Umar al-Baschir, der zur Politik Numairis zurückkehrte. Obwohl er danach unangefochten als Vorsitzender des „Nationalen Kommandorates zur Errettung der Nation“ das Land beherrschte, versuchte er vergeblich, die Regierungsgewalt über den Süden zurückzugewinnen. Von 1983 bis 2005 befand sich der Sudan ununterbrochen im Bürgerkrieg. 2005 wurde ein Friedensabkommen zwischen der Regierung in Khartum und der SPLA, der wichtigsten südsudanesischen Rebellengruppe, unterzeichnet. Es gewährte dem Südsudan Autonomie und sah ein Referendum über die Unabhängigkeit des Südsudan für 2011 vor, das vom 9. Januar bis 15. Januar durchgeführt wurde und schließlich 2011 zur Unabhängigkeit des Südsudan führte.
Am 11. April 2019 wurde Umar al-Baschir nach 30-jähriger Amtszeit bei einem Militärputsch verhaftet und abgesetzt sowie der Ausnahmezustand verhängt. Militärführung und zivile Opposition rangen bis zur Einigung über die Bildung einer gemeinsamen Übergangsregierung im Juli 2019 um die Macht.[36]
Am 25. Oktober 2021 putschte das Militär erneut.[37] Anschließende Proteste dagegen wurden von der Junta mit Gewalt niedergeschlagen.[38] Am 21. November 2021 wurde der durch den Putsch gestürzte Abdalla Hamdok wieder Ministerpräsident.[39] Am 2. Januar 2022 stellte er sein Amt erneut zur Verfügung.[40] Am 29. Mai 2022 wurde der Ausnahmezustand aufgehoben.[41]
Am 15. April 2023 brachen landesweit Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) aus.