Rumänien
Staat in Südosteuropa / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Rumänien (rumänisch România; [romɨˈnia]ⓘ/?) ist eine semipräsidentielle Republik in Südosteuropa. Das Land liegt am Schwarzen Meer und erstreckt sich in westlicher Richtung über den Karpatenbogen bis zur Pannonischen Tiefebene. Rumänien grenzt an fünf Staaten: im Süden an Bulgarien, im Westen an Serbien und Ungarn, im Norden sowie im Osten an die Ukraine und Moldau.
Rumänien | |||||
România | |||||
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Amtssprache | Rumänisch – regionale Amtssprachen: Ungarisch – anerkannte Minderheitssprachen: u. a. Deutsch, Romani, rumänische Gebärdensprache | ||||
Hauptstadt | Bukarest | ||||
Staats- und Regierungsform | semipräsidentielle Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Präsident Klaus Johannis | ||||
Regierungschef | Premierminister Marcel Ciolacu | ||||
Parlament(e) | Abgeordnetenkammer und Senat | ||||
Fläche | 238.397[1] km² | ||||
Einwohnerzahl | 19,0 Millionen (67.) (2021; Volkszählung)[2] | ||||
Bevölkerungsdichte | 84 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | −0,7 % (Schätzung für das Jahr 2023)[3] | ||||
Bruttoinlandsprodukt
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2023[4] | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,821 (53.) (2021) [5] | ||||
Währung | Leu (RON) | ||||
Unabhängigkeit | 9. Mai 1877 (vom Osmanischen Reich) | ||||
Nationalhymne | Deșteaptă-te, române! | ||||
Nationalfeiertag | 1. Dezember | ||||
Zeitzone | UTC+2 OEZ UTC+3 OESZ (März bis Oktober) | ||||
Kfz-Kennzeichen | RO | ||||
ISO 3166 | RO, ROU, 642 | ||||
Internet-TLD | .ro | ||||
Telefonvorwahl | +40 |
Der moderne rumänische Staat entstand 1859 durch die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei zum Fürstentum Rumänien. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dem Königreich Rumänien Siebenbürgen, die Bukowina und das Banat von Österreich-Ungarn, die Süddobrudscha vom Königreich Bulgarien und Bessarabien vom Russischen Kaiserreich zugesprochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Rumänien während des Kalten Krieges Teil des Warschauer Paktes. Es unterhielt als einziges Land des Warschauer Paktes ununterbrochen diplomatische Beziehungen zu Israel.[6] Seit 1989 hat sich Rumänien politisch den westeuropäischen Staaten angenähert und trat der NATO (2004) sowie der Europäischen Union (2007) bei.
Mit 238.397 km² verfügt Rumänien über die achtgrößte Fläche und mit etwa 19,05 Millionen Einwohnern über die sechstgrößte Bevölkerung aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union.[7] Die rumänische Hauptstadt Bukarest ist mit 1,71 Millionen Einwohnern (Stand 2021)[8] die achtgrößte Stadt der Europäischen Union, knapp nach Warschau (1,86 Millionen). Weitere bedeutende Großstädte sind Cluj-Napoca (Klausenburg), Timișoara (Temeswar), Iași (Jassy), Constanța (Konstanza), Craiova und Brașov (Kronstadt).
Der rumänische Begriff România (Rumänien) kommt von român (Rumäne), was seinerseits eine Ableitung des lateinischen romanus (Römer, römisch) ist.[9]
Im 16. Jahrhundert berichteten italienische Reisende, dass die Bewohner auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens sich selbst Römer nannten. In einem Brief des Kaufmanns Neacșu von 1521 wird das Fürstentum Walachei als „Rumänisches Land“ (rumänisch: Țara Românească) bezeichnet. Die moderne Entsprechung România ist seit dem frühen 19. Jahrhundert gebräuchlich.
Historische Dokumente weisen die Schreibweisen rumân und român zur Bezeichnung der Rumänen auf, die ursprünglich synonym verwendet wurden. Im 17. Jahrhundert nahm die vorherrschende Sprechform rumân die Bedeutung Leibeigener an, während român seine Bedeutung als Bezeichnung der Rumänen beibehielt.
Nach der Abschaffung der Leibeigenschaft Mitte des 18. Jahrhunderts ging die Form rumân allmählich aus der Sprache verloren, ist im Deutschen aber bis heute Wortstamm von Rumänien.
Historische Regionen Rumäniens |
Topographie
Rumänien liegt in Südosteuropa.[10] Die Staatsgrenze ist 3150 km lang.[11] Davon entfallen 1817 km auf Flüsse, vor allem auf die Donau, die Rumänien nach Süden gegen Bulgarien und nach Südwesten gegenüber Serbien abgrenzt. Die rumänische Küstenlinie am Schwarzen Meer ist 225 km lang.[12] Die Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine im Norden und Osten wird durch die Republik Moldau unterbrochen. Die Grenze zwischen Rumänien und Ungarn ist etwa 447 km lang.
Rumäniens Landschaft besteht zu etwa je einem Drittel aus Gebirge, Hochland und Ebenen.[13] Der prägende Gebirgszug des Landes sind die Karpaten; diese trennen die drei historischen Regionen Moldau, Transsilvanien (Siebenbürgen) und Walachei voneinander. Das geografische Zentrum Rumäniens ist das Siebenbürgische Hochland; dieses wird im Westen vom Apuseni-Gebirge und ansonsten vom Karpatenbogen umschlossen. Die Ostkarpaten bilden die Grenze zum Moldauer Hochland, das im Nordosten Rumäniens liegt.
Die Südkarpaten, die Getischen Vorkarpaten und die Getische Hochebene trennen Siebenbürgen von der Walachischen Tiefebene. Diese Region lässt sich in die Kleine Walachei (Oltenien) im Westen sowie die Große Walachei (Muntenien) unterteilen, welche die zentralen und östlichen Anteile umfasst. Die Walachei wird nach Westen durch das Banater Gebirge abgegrenzt. Dieses bildet zusammen mit dem Apuseni-Gebirge und Poiana-Ruscă-Gebirge die sogenannten Rumänischen Westkarpaten. Diese grenzen die zentralen Regionen Rumäniens zur Pannonischen Tiefebene ab. Hier befinden sich die historischen Regionen Banat (Südwesten), Kreischgebiet (Westen) und Maramureș (Nordwesten). Im Norden Rumäniens liegt die Bukowina. Im Osten des Landes grenzt die Dobrudscha ans Schwarze Meer.
Geologie
Fast die gesamte südliche Hälfte der Karpaten befindet sich auf rumänischem Staatsgebiet. Das Gebirge bildete sich während der Alpidischen Orogenese in der Trias und gehört zu einem Gebirgssystem, das sich von den Alpen bis zum Himalaya erstreckt.[11]
Zehn Gipfel der Karpaten erreichen Höhen von über 2500 m. Der höchste Punkt der Südkarpaten und ganz Rumäniens ist der Moldoveanu mit 2544 m. Die Ostkarpaten erreichen am Pietros 2303 m, die rumänischen Westkarpaten am Curcubăta Mare-Gipfel 1848 m. Die Südkarpaten sind am massivsten, während Ost- und Westkarpaten von Senken und Pässen durchzogen sind. Teile der Ostkarpaten sind vulkanisch, der Rest der rumänischen Karpaten besteht aus Schiefer und Kalkstein.
Das Siebenbürgische Hochland ist zwischen 300 m und 700 m, das Moldauische Hochland 300 m und 500 m hoch. Das kleine Dobrudscha-Hochland erreicht an seinem höchsten Punkt 467 m. Die Pannonische und Walachische Tiefebene (Campia Romana) bleiben unterhalb der Grenze von 200 m.
- Panoramakarte des Făgăraș-Gebirges
- Luftaufnahme im Făgăraș-Gebirge
- Das Făgăraș-Gebirge ist mit fünf Bergen über 2500 m (darunter auch der Moldoveanu) die am höchsten gelegene Region Rumäniens.
- Sicht auf das Moldeveanu-Bergpanorama
- Der Gipfel des Negoiu
- Blick vom Gipfel des Viștea Mare
- Die Transfogarascher Hochstraße am Bâlea-Pass – aufgrund ihrer Trassierung auch Straße in die Wolken genannt
- Blick auf die Straße von der Burg Poenari
Hydrologie
Der bedeutendste Fluss Rumäniens ist die Donau (rumänisch Dunărea), die mehr als tausend Kilometer durch oder als Grenzfluss an Rumänien entlang fließt. Sie stellt einen der wichtigsten Verkehrswege des Landes dar. Die Donau bildet den größten Teil der rumänischen Südgrenze zwischen dem rumänischen Teil des Banats und Serbien beziehungsweise der Walachei und Bulgarien. Im großen Donaudelta mündet der Fluss ins Schwarze Meer. Hier bildet ein Arm die Grenze zur Ukraine.
Die übrigen wichtigen Flüsse Rumäniens gehören direkt oder indirekt zum Einzugsgebiet der Donau und entwässern die Ostkarpaten.[11] Die Theiß grenzt Rumänien teilweise nach Norden zur Ukraine ab, der Pruth die rumänische Region Moldau nach Nordosten zur Republik Moldau. Der Sereth fließt durch Moldau, der Olt durch die Walachei, der Mureș (Nebenfluss der Theiß) durch Siebenbürgen.
Rumäniens Seen machen 1,1 % der Landesfläche aus.[11] Insgesamt gibt es über 3400 Seen. Am größten sind die Lagunen Razim mit 41.500 ha und Sinoie mit 17.100 ha.
- Die etwa zwei Kilometer lange Schlucht Cheile Turzii wird vom Hășdate-Bach durchflossen, der sich in den Kalkstein eingegraben hat.
- Der Donau-Schwarzmeer-Kanal in der Nähe von Constanța
- Pruth als rumänisch-moldauischer Grenzfluss
- Der Sereth bei Mircești
- Olt-Stausee mit den Südkarpaten im Hintergrund (nahe der Stadt Avrig)
Klima
- Constanța an der Schwarzmeerküste
- Bukarest in der Walachischen Tiefebene
Rumänien gehört zur gemäßigten Klimazone im Bereich der Westwindzone. Durch die natürliche Barriere der Karpaten unterscheiden sich die einzelnen Landesteile allerdings klimatisch voneinander. Siebenbürgen (westlich des Karpatenbogens) ist noch vom maritimen Klima der atlantischen Winde geprägt. Die Karpaten verhindern jedoch, dass diese Luftmassen den Osten und Süden des Landes erreichen. In der Moldau (östlich der Karpaten) herrscht ein kontinentales Klima vor. Diese Region ist kalten Luftströmen aus der Ukraine ausgesetzt. In der Walachei (südlich der Karpaten) existieren mediterrane Einflüsse; in noch stärkerem Ausmaß trifft dies auf die Dobrudscha zu.
Die jährlichen Durchschnittstemperaturen variieren innerhalb Rumäniens zwischen 11 °C im Süden und 8 °C im Norden. Kältester Monat ist gewöhnlich der Januar, wärmster Monat der Juli. Im Winter betragen die durchschnittlichen Temperaturen 0 °C an der Schwarzmeerküste und −15 °C im Hochgebirge. Im Sommer steigen die durchschnittlichen Temperaturen in den tieferen Regionen des Landes auf mehr als 25 °C. Die tiefste jemals gemessene Temperatur wurde mit −38,5 °C am 25. Januar 1942 in Bod festgestellt, die höchste mit 44,5 °C am 10. August 1951 bei Brăila.[14]
Die Niederschläge sind tendenziell am stärksten im Nordwesten Rumäniens und am schwächsten im Südosten. Die höchsten jährlichen Niederschlagsraten treten mit 1000 mm im Hochgebirge auf, die geringsten mit 300–400 mm an der Schwarzmeerküste. Diese kommt auf 2286 Sonnenstunden im Jahr gegenüber nur 1500 in den Gebirgsregionen Rumäniens.[14]
- Nahezu überall sind in den ländlichen Gegenden Rumäniens Störche zu sehen.
Natur
Rumänien ist zu 27 % von Wald bedeckt.[15] Die Waldzone endet bei 1800 Meter, darüber befinden sich Bergweiden. Innerhalb der Nadelwaldzone (1400–1800 m) wachsen Fichten, Tannen, Kiefern, Eiben und Lärchen. Im Buchenwald (400–1400 m) dominieren zwar Buchen, doch kommen daneben auch Hainbuchen, Ulmen, Eschen und Birken vor. Die unterste Waldzone ist der Eichenwald (150–400 m), wo sich neben Eichen auch Ahorne, Platanen, Weiden, Pappeln und Linden finden lassen.
Im Bărăgan (Teil der Walachischen Tiefebene) und in der Dobrudscha existieren Steppenlandschaften, von denen allerdings große Teile landwirtschaftlich genutzt werden.[15] Ansonsten kommen hier neben vereinzelten Laubbäumen Rosen, Prunus und Weißdorne vor. Im Donaudelta befindet sich eine Sumpflandschaft, die durch Schilfrohr, Rohrkolben, Wasserschierling und Seerosen geprägt ist.
Rumäniens Tierwelt umfasst 3600 Arten, bei denen es sich teilweise um in Europa weit verbreitete Gattungen handelt, teilweise aber auch um nur hier vorkommende.[16] Dazu zählen in den Karpaten die Gämse, Bartgeier[17], Braunbär (circa 6600 Exemplare[18]), Wolf (etwa 3100[19]), Luchs (etwa 1500[20]) und der Otter. Daneben finden sich in den höher gelegenen Waldregionen Rumäniens Tiere, die im Rest Europas häufiger vorkommen, wie Steinadler, Mönchsgeier, Rothirsch und Rotfuchs, in tiefer gelegenen Laubwäldern Dachs, Reh und Wildschwein. 2012 wurde der Wisent wiederangesiedelt, nachdem er um 1800 in Rumänien ausgerottet worden war. Die bisher etwa 50 Tiere (Stand 2017) leben dort nun in völliger Freiheit und vermehren sich langsam.[21]
In der Walachischen Tiefebene finden sich kleine Populationen der Großtrappe. Das Donaudelta bietet Heimat für zahlreiche Arten von Fischen, Amphibien und Zugvögeln. Dazu zählt der in Europa nur hier vorkommende Rosapelikan.[16] Daneben leben hier unter anderem der Purpurreiher und der wegen seines Kaviars bekannte Stör.
Im Schwarzen Meer (Dobrudscha) ist der Gemeine Delfin zuhause.
Naturschutz
Als Mitglied der EU ist Rumänien auch zur Umsetzung des NATURA–2000–Schutzgebietsnetzes verpflichtet. Zahlreiche Nationalparks existierten bereits oder wurden nach dem EU-Beitritt des Landes eingerichtet.
In Rumänien existieren derzeit 148 Vogelschutzgebiete und 383 FFH-Gebiete, die nach NATURA 2000 als besondere Schutzgebiete eingestuft werden. Das entspricht 23,4 % der rumänischen Landfläche. Deutschland hat im Vergleich 22,6 % (Stand: 12/2013)[22] seiner Fläche nach diesem Kriterium ausgewiesen.
Das Donaudelta ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und beherbergt das größte Schilfrohrgebiet der Welt. Rumänien besitzt mehr biogeografische Regionen als jedes andere EU-Land, aber die Landschaften werden zunehmend von der boomenden und modernisierten Landwirtschaft und dem Städtewachstum beeinflusst.
Das nationale Budget im Sektor des Biodiversitätsschutzes ist sehr gering und es fehlt vielfach an Bewusstsein über Sinn und Zweck von EU-Naturschutz-Richtlinien. Im Oktober 2007 bekam die Regierung in Bukarest eine schriftliche Verwarnung der Europäischen Kommission, da das Land seine Gesetze zur Erhaltung der Biodiversität nicht eingehalten habe. Konkret ging es um bestimmte Schutzzonen für Zugvögel.[23]
Herrenlose Hunde bilden ein Problem. Während allein in Bukarest zwischen 2001 und 2007 144.339 herrenlose Hunde eingefangen und eingeschläfert wurden, wurden Ende 2013 immer noch etwa 46.000 herrenlose Hunde geschätzt.[24] 2023 ist das Thema „Herrenlosen Hunde“ immer noch nicht gelöst und sie sind weiterhin eine Gefahr für die Menschen.[25]
Illegaler Holzeinschlag in Südost- und Osteuropa, dem keine Wiederaufforstung folgt, bedroht zunehmend den Waldbestand.[26][27] Grund sind die internationale Nachfrage nach billigem Holz, große ausländische Holzverarbeitungsfirmen vor allem aus Österreich, die die Holzwirtschaft bestimmen, und ein pyramidenförmiges System, in dem alle Beteiligten vom Förster über die Verarbeiter bis zum Politiker von den illegalen Einnahmen profitieren. NGOs wie Plantam Fapte Bune versuchen gegen diese Entwicklung zu steuern.[28][29]