Indonesisch-portugiesische Beziehungen
aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Die indonesisch-portugiesischen Beziehungen umfassen die bilateralen Beziehungen zwischen Indonesien und Portugal. Die Länder unterhalten seit 1949 diplomatische Beziehungen.[1]
Portugal | Indonesien |
Portugal | Indonesien |
Die Beziehungen zwischen Indonesien und Portugal gelten heute als gut, waren aber im Zusammenhang mit der Insel Timor historisch mehrfach belastet. Ein besonderes Verbindungsglied ist das historisch-kulturelle Erbe der Portugiesen, die Anfang des 16. Jahrhunderts als erste Europäer das heutige Indonesien erreichten. Die Aktivitäten der portugiesischen Missionare, Händler und Militärs sorgten danach für eine breite Verankerung Portugals, und ihre Spuren finden sich bis heute in Sprache, Musik, Tanz, Trachten, Orts- und Familiennamen, Legenden, Architektur, religiösen Festen und im Theater Indonesiens. Indonesiens Hauptstadt Jakarta führt seinen Namen (Jayakarta, deutsch Großer Sieg) auf den gleichzeitigen Sieg des islamischen Demak-Reiches über das dortige portugiesische Fort und das lokale hinduistische Pajajaran-Reich 1527 zurück. Die portugiesische Anwesenheit erstreckte sich hier über etwa 150 Jahre, und noch weitaus länger auf den kleinen Sundainseln (zum Teil bis 1859 portugiesisch). Im heute unabhängigen Osttimor blieben die Portugiesen bis 1975, dann war das Land 24 Jahre indonesisch besetzt und galt international weiterhin als „abhängiges Territorium unter portugiesischer Verwaltung“. Zusammen mit Malaii war Portugiesisch im 16. bis ins 17. Jahrhundert die Lingua franca in der gesamten Region. Mit der Übernahme des Malaiischen als Bahasa Indonesia gelangten auch eine Vielzahl Wörter aus dem Portugiesischen in die heutige Staatssprache Indonesiens.[2]
Die heutigen Beziehungen zwischen dem geografisch weit entfernten Portugal und dem vor allem auf regionale Integration konzentrierten und auf starke Unabhängigkeit bedachten Indonesien sind bislang nicht stark entwickelt. Politisch ist neben der Zusammenarbeit in den Organen der UNO hier vor allem die Kooperation Indonesiens mit der EU zu nennen, die seit dem November 2009 („Partnership and Cooperation Agreement“, PCA) und vor allem seit dem 2018 erstmals vereinbarten und schließlich am 1. November 2021 ratifizierten „Indonesia-EU Comprehensive Economic Partnership Agreement“ (CEPA) etwas intensiviert wurde. Auch ihre direkten wirtschaftlichen Beziehungen sind weiter ausbaufähig: ihr bilateraler Handel, traditionell mit einem stark überwiegenden Handelsbilanzüberschuss zu Gunsten Indonesiens, ist auf mittlerem Niveau und entwickelt sich nur langsam weiter.
Auf zivilgesellschaftlicher und kultureller Ebene gibt es mehr direkte Zusammenarbeit: seit 2007 besteht ein Kooperationsabkommen im Rahmen einer Städte- und Gemeindefreundschaft zwischen dem indonesischen Regierungsbezirk Sikka und der portugiesischen Stadt Lagos.[3], und es entwickelt sich ein langsam zunehmender Kulturaustausch beider Länder auf vielen Ebenen. Auch die gegenseitige Diaspora ist hier ein Verbindungselement. In Krisensituationen leisteten zudem auch portugiesische Hilfsorganisationen wie die Assistência Médica Internacional (AMI) Hilfe in Indonesien.[4]