Psychose und Abhängigkeit
Zusammenhang zwischen Psychose und Abhängigkeit / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Unter den Konsumenten von legalen und illegalen Drogen bilden schizophren Erkrankte eine bedeutende Gruppe: So findet sich in der Lebenszeitprävalenz bei ca. der Hälfte aller Patienten mit schizophrener Psychose ein komorbider Substanzmissbrauch bzw. -abhängigkeit.[1]
Klassifikation nach ICD-10 | |
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F20.- | Schizophrenie |
F10.- | Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol |
F12.- | Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Insbesondere bei Patienten mit einer Erstmanifestation einer schizophrenen Psychose lassen sich bereits Komorbiditätsraten für Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit von 22–37 % beschreiben.[2][3]
Insgesamt lässt sich in dieser Patientengruppe, im Vergleich mit einer Durchschnittspopulation, ein 5-fach bis 10-fach höheres Risiko zur Entwicklung eines Alkoholmissbrauchs und ein 8-fach höheres Risiko zur Entwicklung eines Missbrauchs von einer anderen psychotropen Substanz feststellen.[4]
Bei Patienten mit der Doppeldiagnose schizophrene Psychose und Substanzmissbrauch tritt die schizophrene Symptomatik im Durchschnitt 5 bis 10 Jahre früher auf als bei Patienten ohne Drogenkonsum. Dabei ist der Drogenkonsum, bei entsprechender Disposition, als maßgebliche Bedingung („Trigger“) für den frühen Ausbruch der Psychose anzusehen, wobei enge zeitliche Beziehungen insbesondere zum Konsum von Amphetaminen und Cannabis bestehen.[5]
Soziodemographisch lassen sich Patienten mit dieser Doppeldiagnose als überwiegend männlich, jünger als der Altersdurchschnitt der schizophren Erkrankten, mit geringerer Schulbildung und niedrigem Ausbildungsstand charakterisieren.[6] Bezüglich der konsumierten Substanzen sind schizophren Erkrankte mit entsprechender Doppeldiagnose überwiegend als „normale“ Drogenkonsumenten einzustufen. Das bedeutet, dass Art, Anzahl und Menge der konsumierten Substanzen zu einem großen Anteil über Verfügbarkeit der Droge, vorhandene Geldmittel, Vorlieben der Peer-Group und persönliche Möglichkeiten in der Beschaffung der betreffenden Substanz gesteuert wird.[7] So wird von dieser Patientengruppe im europäischen Raum hauptsächlich Alkohol konsumiert, gefolgt von Cannabis.[8] Betrachtet man allerdings die Altersgruppe der jüngeren Doppeldiagnose-Patienten (< 35 Lebensjahren), so steht der Cannabismissbrauch an erster Stelle.[9]