Archibald Strohalm
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Archibald Strohalm ist der Debütroman von Harry Mulisch. Das Manuskript wurde mit dem Reina Prinsen Geerligs Preis 1951 ausgezeichnet und erschien im Jahr 1952 als Buch. 1957 wurde der Roman mit dem Anne-Frank-Preis prämiert.
Erzählt wird die Geschichte Archibald Strohalms, der als Büroangestellter einer Wohlfahrtsorganisation in einer niederländischen Provinzstadt lebt. Die wöchentlichen, christlich-konservativen Kaspertheateraufführungen seines Gegenspielers „Ouwe Opa“ direkt vor seinem Fenster werden für ihn zum Anlass, seine gesamte Lebensweise in Frage zu stellen. Wütend über die Versuche, die Kinder mit den Schrecken der Hölle auf einen angepassten Lebensweg zu führen, verspricht er einen Gegenentwurf. Er will selbst ein Stück verfassen und aufführen, das die Kinder über das Lachen erreicht. Strohalm gibt Job, seine Geliebte und soziale Kontakte auf, um Autor zu werden. Immer stärker vergräbt er sich in Philosophie und Schriftstellerei und verliert zunehmend den Kontakt zur Realität. Bedrohliche Halluzinationen beängstigen ihn, für die braven Bürger wird er zunehmend zur Hassfigur. Am Ende scheitert er als Schriftsteller, seine Aufführung, die in endlosen Wiederholungen den Mythos von Sisyphos zeigt, wird zum Desaster.
Der Roman weist eine klare Grundstruktur auf: In einem Jahr will Strohalm sein Stück verfassen und aufführen. Ort der Handlung sind eine niederländische Kleinstadt und ihre Umgebung. Erzählt wird chronologisch die Zeit vom Dezember 1949 bis zum Herbst 1950[1].
Dennoch wird der Leser immer stärker irritiert. Aus der Perspektive Strohalms nimmt er an der zunehmenden Verzerrung der Wirklichkeitswahrnehmung teil. Düstere Halluzinationen und Obsessionen mischen sich unauflösbar mit der Realität. Immer mehr skurrile Personen tauchen auf mit absurden Projekten, etwa der entmündigte Fabrikant, der stets rückwärts geht und an einer Zeitmaschine arbeitet, um den Lauf der Zeit umzukehren. Positive Schöpferfigur ist der Maler Boris Bronislaw, der versucht, seine künstlerischen Ideen zu leben und den Horizont künstlerischer Formen zu überschreiten.
Der Roman arbeitet stark mit ironisch verzerrten Versatzstücken aus Philosophie, Kunst und Literatur. Pointiert wird die Einsamkeit des erfolglosen Schriftstellers thematisiert, der bis zur Selbstaufgabe vergeblich versucht, das weiße Papier mit Schrift zu füllen, und der immer wieder scheitert, Entwürfe verbrennt, in Träume und seltsame Aktivitäten flüchtet.
Der historische Kontext, die Situation in den Niederlanden der Nachkriegszeit, die Aufarbeitung von Widerstand, Kollaboration und dem Entsetzen über den Holocaust taucht nur in Randbemerkungen auf. Durch die mythisch-magische Erzählweise wirkt der Roman in weiten Passagen zeitlos.